
Port, Ulrich: 'Die Schönheit der Natur erbeuten'
Problemgeschichtliche Untersuchungen zum ästhetischen Modell von Hölderlins 'Hyperion'. Port will den "Hyperion" als vergangene, aber historisch verständliche Formation einer Ästhetik der Natur rekonstruieren. Diese historische Wiederaneignung macht zugleich die Fremdheit sichtbar, in der das Werk gegenüber unserem Gegenwartshorizont verbleibt. - Die Arbeit will eine Lektüre des "Hyperion" durchführen und begründen, die den Roman als massiv problemgeschichtlich bestimmten Entwurf einer Ästhetik der Natur begreift, dabei aber die Relationierung der Angelbegriffe und Leitbilder aus verschiedenen systematischen wie historischen Perspektiven anzugehen versucht. Sichtbar wird auf diesem Weg eine Bandbreite von Beziehungsmöglichkeiten, die in ihren Extremen vom idealtypischen Hiatus zwischen "Natur" und "Schönheit" bis zu einer 'enharmonischen Verwechslung' beider Größen reichen kann, bei welcher - analog zur musikalischen Modulation - dann ein sachlich Gleiches durch den Übergang von einer Notierung in eine andere nur unterschiedlich benannt wird. Das genuin wissenschaftliche Erkenntnisinteresse der Untersuchung ist eher als 'historiographisch' zu betrachten. Hölderlins Roman "Hyperion", ein zweihundert Jahre alter poetisch-philosophischer Entwurf, für den ein elegischer Blick zurück selbst konstitutiv ist, soll in seinem geschichtlichen Kontext als vergangene, aber historisch verständliche Formation einer Ästhetik der Natur rekonstruiert werden. Bei einem solchen Versuch historischer Wiederaneignung wird zugleich die Fremdheit sichtbar, in der selbst ein literaturgeschichtlich kanonisiertes Werk wie der "Hyperion" gegenüber unserem Gegenwartshorizont verbleibt. Die Untersuchung erfolgt in sechs Kapiteln: I. Ästhetik, Metaphysik und Naturbild in den Vorstufen des "Hyperion". II. Naturästhetik und Erste Philosophie. III. Naturästhetik und Teleologie. IV. Naturästhetik und Geschichtsphilosophie. V. Naturästhetik und Kunsttheorie. VI. Naturästhetik und Landschaftsbild. 344 Seiten und 14 Tafeln, broschiert (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft; Band 194/Königshausen & Neumann 1996) leichte Lagerspuren