
Schluchter, Wolfgang: Wertfreiheit und Verantwortungsethik
Zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik bei Max Weber. Vier Aufsätze: I. Zum Charakter von Webers Reden »Wissenschaft als Beruf« und »Politik als Beruf«. II. Wertfreiheit und Verantwortungsethik als methodologische und ethische Kategorien. III. Wertfreiheit und Verantwortungsethik als institutionalisierte Wertsysteme. IV. Vorzüge und Grenzen des Weberschen Modells. - Max Webers berühmte Reden "Wissenschaft als Beruf" und "Politik als Beruf", zu Beginn des Jahres 1919 in einer Phase des politischen und sozialen Umbruchs vorgetragen, enthalten seine Vorstellungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik in der rationalisierten Gesellschaft. Mehr als in anderen Texten werden hier die Werte sichtbar, an denen er sich dabei orientiert. Durch eine systematische Interpretation beider Reden lässt sich die verbreitete Auffassung überprüfen, Weber habe bei der Bestimmung des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik einer dezisionistischen Position zugeneigt. Danach habe er unter methodologisch-ethischem Gesichtspunkt den Beitrag wissenschaftlicher Erkenntnis für die politische Entscheidung auf technische Kritik beschränkt und unter institutionellem Gesichtspunkt eine Verfassung der Wissenschaft propagiert, durch die sie beliebigen politischen Zielen dienstbar gemacht werden könne. Wolfgang Schluchter zeigt mit Hilfe einer genaueren Analyse der verschiedenen Bedeutungen der Begriffe Wertfreiheit und Verantwortungsethik sowie ihrer möglichen Beziehung aufeinander, dass beide Feststellungen der Differenziertheit des Weberschen Modells nicht gerecht werden. Auf methodologisch-ethischer Ebene kann man einen notwendigen inneren Zusammenhang zwischen Wertfreiheit und Verantwortungsethik, auf institutioneller Ebene die Gleichrangigkeit der Subsysteme Wissenschaft und Politik nachweisen. Beide Aspekte konvergieren unter anderem in der Konzeption der Wertdiskussion. An ihr vor allem lässt sich denn auch demonstrieren, dass Webers Modell des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik weniger dezisionistischen als vielmehr pragmatischen Charakter besitzt. 60 Seiten, broschiert (Gesellschaft und Wissenschaft; Band 3/Mohr Siebeck 1971)
Weitere Bücher von Wolfgang Schluchter
Individuelle Freiheit und soziale BindungStudien zu Max Webers Religions- und Herrschaftssoziologie
Max Webers späte Soziologie
Grundlegungen der Soziologie. Band I