Van, Ngô: Im Land der gesprungenen Glocke

[Au pays de la cloche fêlée]. Die Leiden Indochinas in der Kolonialzeit. Aus dem Französischen von Daniel Fastner. Hrsg. [und mit einem Nachwort] von Christoph Plutte und Tilman Vogt. Mit seinem persönlichen Lebensbericht aus dem vietnamesischen Unabhängigkeitskampf liefert Ngô Van das eindrückliche Zeugnis eines Aufrechten zwischen den Fronten von brutaler Kolonialherrschaft und stalinistischem Vietcong. Die 68er feierten ihn mit Ho-Chi-Minh-Rufen, bis heute ist er Inbegriff der aufrechten und rechtmäßigen Guerilla, kaum eine antikoloniale Befreiungsbewegung wurde mehr idealisiert als der Vietcong. Dass die Organisation in der Zeit vor dem Vietnamkrieg als Arm des Stalinismus in Indochina wirkte und Tausende unabhängige Mitkämpfer folterte und liquidierte, wird bis heute verschwiegen. Die Autobiografie führt uns das Drama des vietnamesischen Befreiungskampfes klar vor Augen: Sie erzählt die Geschichte des bettelarmen Bauernsohns, der sich in jungen Jahren der Befreiungsarmee anschließt, seinen Kampf gegen die Gewalt und Willkür des Kolonialsystems und seine Entfremdung von der moskautreuen Untergrundbewegung, die ihn schließlich ins Kreuzfeuer von Kolonialmacht und Stalinisten treibt. Als die Vietcong-Kämpfer in Nordvietnam an die Macht kommen, entpuppen sie sich als ähnlich brutale Machthaber wie ihre Vorgänger und ermorden die Dissidenten. Ngo Van gelingt 1948 als einem der wenigen die Flucht. Ein Buch in der Tradition von George Orwells 'Mein Katalonien' über die Tragödie antikolonialer Befreiungsbewegungen, das jenen Gerechtigkeit widerfahren lässt, die jenseits der Machtapparate für eine bessere Welt kämpften. 250 Seiten mit 18 Abb., gebunden (Asiathek; Band 4/Matthes & Seitz Berlin 2018)

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