
[Schulte, Günter]: Nietzsches 'Morgenröthe' und 'Fröhliche Wissenschaft'
Text und Interpretation von 50 ausgewählten Aphorismen. Hrsg. von Günter Schulte. Für seine Interpretationsvorschläge hat Schulte 52 Texte ausgewählt, die eine besondere Herausforderung für das Verständnis darstellen. Die besprochenen Texte sind enthalten. Die Interpretationen fügen sich zu einem Bild, das eine hohen biografischen Gehalt offenbart und sich auch als 'Nietzsches Bekenntnisse' verstehen lässt. Der Autor regt dazu an, von den Beispielen ausgehend sich den übrigen rund tausend Aphorismen der beiden Werke zuzuwenden. - Aus dem Vorwort: »Nietzsches Bücher "Morgenröthe. Gedanken über die moralischen Vorurteile" und "Die fröhliche Wissenschaft. (la gaya scienza)" aus den Jahren 1881 und 1882 sind jeweils Sammlungen von durchnumerierten kurzen Texten (Aphorismen, kleinen Abhandlungen, Gedichten und Sprüchen), insgesamt ca. 1000 Stück. Sie wurden von Nietzsche ausdrücklich daraufhin angelegt, nicht sofort und nicht von allen verstanden zu werden, jedoch auch daraufhin, irgendwann und dann von den richtigen Leuten, sog. Freunden, verstanden zu werden. Bisher scheint mir letzteres kaum der Fall. Ich mache deshalb auf den folgenden Seiten Interpretationsvorschläge für diese Texte, allerdings ausführlich nur für ca. 50 Stücke von den 1000, für solche, die mir am unverständlichsten und dennoch am interessantesten, weil geheimnisvollsten schienen. Vielleicht reicht diese relativ geringe Anzahl von Beispielen, um meinen Interpretationsansatz zu bewähren und den Leser für den Rest der Texte zum Weitermachen zu ermuntern. Meine Interpretationen, hintereinander gelesen, ergeben so etwas wie Nietzsches Bekenntnisse oder wie einen autobiographischen Roman. Dabei mache ich von meinen Kenntnissen über Nietzsches Leben keinen Gebrauch. Das biographische Moment enthalten Nietzsches Texte selbst. Er spricht durchweg in der Ich- und Wir-Form, also von sich und seinen Freunden. Und er spricht immer seine Leser als seine Freunde direkt an. Aber es mag eine fiktive Biographie sein und jenes Ich des Autors ein fiktiver Anderer. Mir kommt es darauf an, was für Erlebnisse, Situationen und Probleme beschrieben werden, was für ein Leben das ist. Damit meine Interpretationen sofort mit den interpretierten Texten verglichen werden können, ohne dass in einem anderen Buch [...] nachgeschlagen werden müsste, habe ich die besprochenen Texte jeweils ihrer Interpretation vorangestellt und durch eine andere Schriftart von meinen Texten abgesetzt«. 196 Seiten, broschiert (Nietzsche in der Diskussion/Königshausen & Neumann 2002) leichte Lagerspuren