
Groß, Steffen W.: Volkswirtschaftslehre ist Kulturwissenschaft
Ökonomik zwischen theoretischer Fiktion und kultureller Realität. Ökonomische Theorie ist heute weitgehend ein blutleeres Geschäft. Der Wunsch vieler Ökonomen, auch für ihre Wissenschaft einen der Mathematik ähnlichen Rang als "hard science" zu erlangen, ist nur gegen einen hohen Preis zu erfüllen: Um den Preis einer geschichtslosen, von kulturellen Bezügen gereinigten, ja letztlich sogar menschenleeren Modellwelt. Die Arbeit fragt nach den Gründen und Wurzeln dieser Tendenz. Und sie kritisiert ein Erkenntnisinteresse, das sich zu einseitig auf theoretische Fiktionen richtet. Doch allein bei der Kritik bleibt es nicht: Unterbreitet wird ein konkreter Vorschlag zur Reformulierung der ökonomischen Theorie als Kulturwissenschaft. Ökonomisches Handeln wird als sinnhaft-gestaltendes Handeln des Menschen verstanden, das in einem Netz vielfacher Verweisungszusammenhänge steht. Diese Gestaltungsleistung ist von doppeltem Charakter: Indem der Mensch handelnd an der Formung der Welt teilnimmt, formt er sich selbst in seiner kulturellen Existenz. Eine geschärfte Aufmerksamkeit für diesen Umstand schafft die Voraussetzung dafür, auch die wirtschaftliche Sphäre wieder im kulturellen Kontext und in historischen Zusammenhängen verstehbar werden zu lassen. Der Marktmechanismus ist mithin weder Naturgesetz noch Schicksal, dem wir uns zu unterwerfen haben, sondern er ist Ergebnis menschlichen Handelns. Er ist im Kulturprozess geschaffen worden und somit dann auch gestaltbar. Mit Ernst Cassirers Philosophie der "Symbolischen Formen" liegt uns eine Herangehensweise vor, die grundsätzlich dazu geeignet scheint, auch Ökonomie im Gesamtzusammenhang der kulturellen Realität zu reflektieren. Zur Diskussion wird daher der Vorschlag gestellt, das System der „Symbolischen Formen" um die Praxisform "Ökonomie" zu erweitern. 715 Seiten, broschiert (Epistemata. Reihe Philosophie; Band 261/Königshausen & Neumann 1999) leichte Lagerspuren
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Cognitio SensitivaKultur, Markt und Freiheit