Liebeschütz, Hans: Von Georg Simmel zu Franz Rosenzweig
Studien zum Jüdischen Denken im deutschen Kulturbereich. Mit einem Nachwort von Robert Weltsch. Die Schrift versucht den Zusammenhang zwischen Denken und Wirklichkeit darzustellen, wie er sich für das deutsche Judentum seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gestaltet hat. Die zwei Namen im Titel bezeichnen die Spannweite, innerhalb derer sich Weltdeutung und Selbstverständnis vollzogen haben. Den historischen Hintergrund dieser Entwicklung bildet das politische Schicksal des liberalen Bürgertums. In seiner Frühzeit glaubte Hermann Cohen in dessen Ideenwelt die bleibende Voraussetzung des Einklangs zwischen Judentum und Deutschtum zu besitzen. Die Theologen der folgenden Generation (Baeck, Rosenzweig und Max Wiener) beginnen alle ihr Werk unter seinem Einfluss. Aber bei ihnen setzt sich in steigendem Maße die Aufgabe durch, die Eigenständigkeit des Judentums gegenüber der Umwelt zum Ausdruck zu bringen. Dabei spielt die Auseinandersetzung mit der historischen Theologie des deutschen Protestantismus eine wesentliche Rolle. Ein Schlusskapitel skizziert das Verhältnis dieses bürgerlichen Denkens zum sozialistischen Radikalismus von Marx und Moses Hess. Aus dem Vorwort des Autors: "In vier Aufsätzen [...] hat der Verfasser versucht, die Selbstbehauptung jüdischen Glaubens bei Baeck, Wiener und Cohen zur Darstellung zu bringen. Bei allen drei Denkern bildet die Philosophie und Religionswissenschaft ihrer Zeit und Umgebung den Ausgangspunkt. Die Beschäftigung mit Georg Simmel und Franz Rosenzweig als Repräsentanten zweier aufeinanderfolgender Generationen und Tendenzen gab den Anlaß für die Erneuerung und Zusammenfassung dieser Studien zu einem Buche, das die Verbindung zwischen den Gedanken und der Situation ihrer Träger zum Thema hat". VIII,258 Seiten, Leinen (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts; Band 23/Mohr Siebeck 1970) leichte altersbedingte Lagerspuren