Hofmann, Mara: Jean Poyer. Das Gesamtwerk
Zusammenhängende Betrachtung zu Poyers Werk, das Handschriften, Tafelgemälde, Zeichnungen sowie nach stilverwandten Entwürfen ausgeführte Glasfenster umfasst und dessen Kompositionen ebenfalls in die Pariser Druckgraphik Eingang fanden. Jean Poyer ist ein aus Quellen überlieferter Buchmaler aus Tours, der am Ausgang des 15. Jahrhunderts für die französische Königin Anne de Bretagne tätig war. Höchstes Lob erfuhr der Künstler in der zeitgenössischen französischen Kunstliteratur, wo er in einem Zug mit Jean Fouquet, Jan van Eyck, Albrecht Dürer oder Michelangelo genannt wird. Dennoch geriet er in Vergessenheit, und kein einziges heute bekanntes Werk kann sicher mit Poyer verbunden werden. Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte die kunstgeschichtliche Forschung den Künstler neu, dabei schrieb man seinen Namen durch einen Transkriptionsfehler Poyet - ein Irrtum, den diese Studie nach den Quellen korrigiert. Wenig überzeugend oder unzureichend wurde der Name immer wieder für verschiedene Einzelwerke in Anspruch genommen. Zu Beginn der 1980er Jahre machte die stilkritische Forschung das neu definierte Oeuvre eines Touroner Malers von außerordentlich hoher Qualität bekannt und brachte den hochgerühmten Jean Poyer wieder ins Spiel. Allerdings blieb der Identifikationsvorschlag umstritten, da Poyer für das letzte Drittel des 15. Jahrhunderts belegt ist, während einzelne für ihn in Anspruch genommene Werke über seinen angenommenen Tod hinaus im frühen 16. Jahrhundert entstanden scheinen. Erst jüngste Erkenntnisse lassen Poyer als einen Künstler hervortreten, der bereits um die Jahrhundertwende revolutionäre Neuerungen in die französische Malerei einführte. Poyers Oeuvre, das Handschriften, Tafelgemälde, Zeichnungen sowie nach stilverwandten Entwürfen ausgeführte Glasfenster umfaßt und dessen Kompositionen ebenfalls in die Pariser Druckgraphik Eingang fanden, erfährt hier eine zusammenhängende Betrachtung. 347 Seiten mit 107 Farb- und 146 s/w-Abb. auf 135 Tafeln, Leinen (Ars Nova. Studies in Late Medieval and Renaissance Northern Painting and Illumination; Vol. VII/Brepols 2004)