Brumlich, Markolf: Frühe Eisenverhüttung bei Glienick
Siedlungs- und wirtschaftsarchäologische Forschungen zur vorrömischen Eisen- und römischen Kaiserzeit in Brandenburg. Mit Beiträgen von Paul Fischer-Schröter, Susanne Hanik, Pim de Klerk, Bernd Lychatz und Fleur Schweigart. Die Vorlage von Grabungen in der Grundmoränenlandschaft Teltow erschließt - teilweise gestützt auf experimentelle Archäologie - die Struktur der Eisenverhüttung, Eisenverarbeitung und Eisenversorgung in der Jastorfkultur, vergleicht sie mit den Umstrukturierungen der römischen Kaiserzeit und gibt einen detaillierten Einblick in die Besiedlungsentwicklung von der mittleren Bronzezeit bis in die frühe römische Kaiserzeit. - Im Teltow, einer mit verschiedenen natürlichen Ressourcen ausgestatteten Grundmoränenlandschaft südlich von Berlin, konnte erstmals die Struktur der Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung in der Jastorfkultur erschlossen werden. Bei Ausgrabungen in einer Siedlung der vorrömischen Eisenzeit bei Glienick wurden Rennöfen und tonnenweise Verhüttungsschlacken angetroffen, die eine umfassende Eisenproduktion belegen. Die Rennöfen besaßen eine spezielle Bauweise und Funktionsweise und erfuhren nach dem ersten Fundort eine Bezeichnung als Typ "Glienick". Mit einer Reihe von Rennofenversuchen konnte die Eisenerzeugung mit diesem Ofentyp erfolgreich nachvollzogen werden. Zahlreiche Schmiedeabfälle aus der eisenzeitlichen Siedlung zeigen, dass im unmittelbaren Zusammenhang mit der Erzeugung des Eisens auch dessen Verarbeitung erfolgte. Die metallurgischen Tätigkeiten fanden innerhalb der Siedlung statt, die ansonsten von der agrarisch orientierten Subsistenzwirtschaft geprägt war. Nach einer Analyse der im Umfeld liegenden Siedlungen, die eine vergleichbare Struktur aufweisen, ist ein Modell zur Organisation der Eisenversorgung in der Region während der vorrömischen Eisenzeit erstellt worden. Ein Vergleich mit der römischen Kaiserzeit zeigt, dass es keine lineare Weiterentwicklung der Eisenproduktion gab, sondern dass am Ende der vorrömischen Eisenzeit ein Bruch stattfand und es zu einer Umstrukturierung kam, in deren Folge auf eine teilweise Einfuhr des benötigten Eisens zurückgegriffen wurde. An die Vorlage des archäologischen Materials schließen sich verschiedene naturwissenschaftliche Untersuchungen an, darunter die Auswertung eines Pollenprofils aus dem Rangsdorfer See, das unter anderem einen detaillierten Einblick in die Besiedlungsentwicklung von der mittleren Bronzezeit bis in die frühe römische Kaiserzeit gibt. Zwei Bände, zus. 782 Seiten mit 542 Textabb. und 46 Tabellen sowie 191 Tafeln nebst zwei Beilagen, Großformat, gebunden (Berliner Archäologische Forschungen; Band 17/Verlag Marie Leidorf 2018) leichte Lagerspuren