
Philatelie als Kulturwissenschaft
Weltaneignung im Miniaturformat. Hrsg. von Dirk Naguschewski und Detlev Schöttker. Briefmarken sind kleine Papierobjekte, die Staaten zur Regelung des Briefverkehrs verausgaben. Wie aber werden aus Zahlen, Schriften und Bildern graphische Kleinkunstwerke, die nicht nur Sammler faszinieren? In welcher Weise repräsentieren sie ein Land, seine Gesellschaft und Kultur? Und welche Rolle spielen sie in der bildenden Kunst und Literatur? Die neun Beiträge des Bandes versuchen, auf solche Fragen durch exemplarische Darstellungen eine Antwort zu geben. Sie gehen damit über die traditionelle Auffassung der Philatelie als Beschreibung von Postwertzeichen hinaus und machen Briefmarken unter historischen, politischen und ästhetischen Gesichtspunkten zum Bestandteil der Kulturwissenschaft. Im Band stehen politische, kulturelle und künstlerische Aspekte von Briefmarken im Mittelpunkt. Die Beiträge gehen auf Vorträge der Tagung "Philatelie als Kulturwissenschaft" zurück, die im Januar 2016 im Museum für Kommunikation in Berlin stattfand. Aus dem Inhalt: Frank Zöllner: Von der Philatelie zur Bildwissenschaft. Aby Warburg und die Briefmarke. - Steffen Haug: »Ein Kunstwerk allerersten Ranges«. Aby Warburgs Interesse an einer Benin-Marke. - Detlev Schöttker: Bilderkunde mit Lupe und Pinzette. Walter Benjamin als Philatelist. - Gottfried Gabriel: Ästhetik und politische Ikonographie der Briefmarke. - Oliver Goetze: Dichterkopf und Markuskirche. Politik auf Briefmarken des Freistaates Fiume. - Silke Plate: Protest auf Briefmarken. Die Nachahmung postalischer Medien in der polnischen Oppositionsbewegung. - Tom Steinert: Die Briefmarke als graphisches Kunstwerk. Die Entwürfe Otto Rohses. - Dirk Naguschewski: »Schönheit des Gewöhnlichen«. Briefmarken und moderne Kunst. - Ulrike Vedder: Philatelistische Verschwörungsgeschichten. Zu Romanen von Thomas Pynchon und Philipp Roth. 214 Seiten mit 90 meist farbigen Abb., gebunden (LiteraturForschung; Band 37/Kulturverlag Kadmos 2019) leichte Lagerspuren