Girtler, Roland: Bösewichte

Strategien der Niedertracht. Girtler stellt fest: Unser Alltag, menschliches Handeln, wird wesentlich von "Bösewichten", von der Einteilung in Gut und Böse bestimmt - wobei die Bösen immer die anderen sind. Und die "guten Menschen" brauchen Bösewichte, um selbst als umso besser dazustehen. - Der Kulturwissenschaftler Roland Girtler knüpft an die Diagnose an, dass Weltgeschichte durch Bösewichte geschrieben wird. Seine Ausführungen beziehen sich allerdings weniger auf die großen Bösewichte, wie wilde Tyrannen und andere Leute, die nichts dabei finden, ihres oder eines politischen Vorteils willen Menschen zu degradieren und schließlich zu ermorden. Ihm geht es vorrangig um die Bösewichte des Alltags, die kleinen Außenseiter und Schwerenöter, denen das Leben nicht leicht gemacht wird und die anderen das Leben auch nicht leicht machen. Menschen versuchen sich gegenseitig zu degradieren und sind in niederträchtiger Weise dankbar dafür, dass es Bösewichte gibt. Niedertracht ist ein fester Bestandteil des Alltags. Menschliches Handeln ist durch die Einteilung in Gut und Böse bestimmt - wobei die Bösen immer die anderen sind. Und die "guten Menschen" brauchen Bösewichte, um selbst als umso besser dazustehen. Die Strategien der Niedertracht können vielfältig sein. Sie reichen von Demütigung, Verrat, Kompromittierung des anderen bis zu subtilen Formen, seinen vermeintlichen Konkurrenten zu besiegen. Ebenso weitgestreut sind die Bereiche, in denen Niedertracht zutage tritt: in der Familie, im Freundes- und Kollegenkreis, in der Wissenschaft und Politik - mit einem Wort, niemand ist davor gefeit. Girtlers über Jahre gesammeltes Material basiert auf Zeitungsartikeln, auf von ihm mit niederträchtigen Leuten geführten ero-epischen (freien) Gesprächen, auf eigenen Beobachtungen, auf Hinweisen aus der Literatur und auf vielem mehr. Ein ideales Buch für Feinde und für alle jene, die ihre Kunst der Niedertracht verfeinern wollen. 284 Seiten mit 15 Abb., gebunden (Böhlau Verlag 1999)

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