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Zeit des Handelns und Möglichkeit der Verwandlung

Ó Murchadha, Felix: Zeit des Handelns und Möglichkeit der Verwandlung

Kairologie und Chronologie bei Heidegger im Jahrzehnt nach 'Sein und Zeit'. Die Arbeit widmet sich dem Versuch, "die Zeit aus der Zeit zu verstehen". Heideggers These, dass Zeit aus der Erfahrung des Handelns, und zwar aus der Spaltung zwischen Handeln im Sinne des Tuns (poiesis) und des Herstellens (praxis) zu verstehen sei, erweitert Ó Murchadha um die Dimension der Unterscheidung zwischen 'chronologischer' und 'kairologischer' Zeit, und fragt, wie sich diese Formen der Zeit zueinander verhalten. Mit anderen Worten, er untersucht die enge Verbindung der Zeit mit dem menschlichen Handeln in der Wechselbeziehung zwischen Praxis und Poiesis, indem er sie um die Dimension der inneren Zusammenhänge von Kairos und Chronos, von Kontinuität und Diskontinuität, erweitert. Die Arbeit fragt nach der Zeit, wie sie im Handeln erfahren wird. Dabei steht ein ganz bestimmtes Handeln im Vordergrund, nämlich das anfängliche oder revolutionäre Handeln. Um dieses Handeln zu denken, müssen wir untersuchen, wie sich der kairologische Augenblick vom Chronos unterscheidet und sich mit diesem kreuzt. Durch diese Problemstellung erweist sich in Übereinstimmung mit Hannah Arendts Handlungsbegriff die Ermöglichung des Neuen als die Grundverfassung menschlichen Handelns. - Geschichtlichkeit ist ein zeitliches Phänomen. Eine Hauptthese der Arbeit ist, dass Heidegger die Zeit nicht aus der Erfahrung des Messens und des Maßes versteht, sondern aus der Erfahrung des Handelns. D.h. die "ursprüngliche Zeit", die "anfängliche" Zeit - die Zeit in ihrem Entstehen - wird im Handeln spürbar. Damit aber ist an sich wenig gesagt; denn das Messen ist auch ein Handeln. Das Messen ist aber ein theoretisches Verfahren. Jedes theoretische Verfahren bezieht sich auf einen vorliegenden, d. h. anwesenden Gegenstand. Die Zeit aber ist nach Heideggers Verständnis, vorläufig gesagt, gerade der Überschritt über das Anwesende hinaus. Die Zeit gleichsam schwebt zwischen Sein und Nichtsein. Für die Theorie ist das Verständnis der Zeit daher durch fundamentale Aporien belastet. Dementgegen bezieht sich das Handeln im Sinne des Tuns (poiesis) und des Herstellens (praxis) notwendigerweise auf die Zeit, nämlich auf das Vergangene und das Zukünftige. Im Tun und Machen erfährt der Mensch eine Welt, die sich vom Vergangenen her in das Zukünftige hinein verändert. Für die Welt sind die zeitlichen Phänomene von Tun und Herstellen, von Entstehen und Vergehen grundlegend. Eine methodologische Konsequenz dieses Sachverhaltes ist, dass die Zeit nur im Zusammenhang der genannten Phänomene erforscht werden kann; sie kann nicht isoliert werden als ein theoretisches Problem, sondern muß im Kontext des menschlichen Handelns, seiner Ziele und Grenzen, verstanden werden. Dass es eine solche Spaltung von "Zeit" in der Tat gibt und dass die Zeit gerade aus dieser Spaltung zu verstehen ist und nicht etwa aus einem Bezug auf das Zeitlose, ist Heideggers Hauptthese. Die in der Arbeit vertretene These ist, dass es sich bei dieser Spaltung um die zwischen der 'chronologischen' und der 'kairologischen' Zeit handelt. Die sich daran anschließende Hauptfrage lautet, wie sich diese beiden Formen der Zeit zueinander verhalten. Die Absicht der Untersuchung besteht aber nicht darin, eine bloße Gegenposition zum poetischen Verständnis der Zeit zu entwickeln, also etwa: Praxis gegen Poiesis. Vielmehr geht es darum, die enge Verbindung der Zeit mit dem menschlichen Handeln in der Wechselbeziehung zwischen Praxis und Poiesis zu untersuchen. Bei der poietischen Betrachtungsart der Zeit wird in der Tat etwas außer acht gelassen, nämlich eben der Kairos. Die philosophische Frage nach dem Kairos ist dadurch motiviert, dass die kairologische Erfahrung eine praktische Erfahrung ist, die durch die poietisch interpretierte Zeit verdeckt wird. Die Fragen nach dem Kairos und nach der Praxis liegen daher eng beieinander. Es wird sich aber herausstellen, dass die Poiesis auch kairologische Züge hat und dass die Praxis auch chronologisch strukturiert ist. Die "Spaltung" der Zeit in "Kairos" und "Chronos" betrifft Praxis und Poiesis gleichermaßen. Es geht mir nicht bloß darum, diese Spaltung darzustellen. Das Ziel der Untersuchung ist vielmehr, die inneren Zusammenhänge von Kairos und Chronos, von Kontinuität und Diskontinuität ans Licht zu bringen. Diese Aufgabenstellung ergibt sich daraus, daß beide Zeitlichkeitsformen jeweils nicht ohne ihre Verwiesenheit auf die andere erklärbar sind. Im Falle des Kairos liegt diese Verwiesenheit klar zutage: eine Diskontinuität ist eben eine Diskontinutät. Der Chronos hingegen verweist nicht unmittelbar auf den Kairos; eine Kontinuität scheint ohne den Bezug auf ihr Zerbrechen verstanden werden zu können. Scheinbar ist also nur der Kairos auf den Chronos angewiesen; er ist scheinbar ein bloßes Epiphänomen. Doch phänomenologisch muss dagegen eingewendet werden, dass die Erfahrung der Zeit nie rein chronologisch ist. Immer aufs Neue taucht in ihr die Bedrohung durch die Diskontinuität auf. Ohne diese Bedrohung wäre der Zwang zur Bildung von Kontinuität gar nicht verständlich. Eine Kontinuität ohne Bedrohung durch den Bruch wäre keine Kontinuität, keine Chronologie mehr. Außerdem würde sich ohne diese Bedrohung auch kein Bedürfnis nach dem poietischen Handeln (beispielsweise nach einem Erzählen von Geschichten) ergeben. Der innere Zusammenhang von Kairos und Chronos lässt sich demnach nicht von einem Vorrang des Chronos her begründen. Stattdessen wird dieser Zusammenhang in dieser Arbeit - mit einem metaphorischen Ausdruck - als ein Sich-Kreuzen im Sinne der Überschneidung zweier "Wege", "des Weges des Chronos und desjenigen des Kairos, gedeutet. 248 Seiten, broschiert (Epistemata. Reihe Philosophie; Band 246/Königshausen & Neumann 1999) leichte Lagerspuren

Bestell-Nr.: 125652
Gewicht: 390 g
Sprache: Deutsch
Sachgebiet: Heidegger
ISBN: 9783826015991
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