
Faye, Emmanuel: Heidegger
Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie. Im Umkreis der unveröffentlichten Seminare zwischen 1933 und 1935. Aus dem Französischen von Tim Trzaskalik. Für die deutsche Ausgabe vom Verfasser durchgesehen und um ein Nachwort ergänzt. Das energisch und kontrovers diskutierte Werk untersucht die Nähe der deutschen Philosophie der 1930er Jahre zum Nationalsozialismus. Materialreich weist Faye nach, dass das Denken Heideggers auf rassischem, völkischem und antisemitischem Gedankengut fußt. Er berücksichtigt dabei kaum bekannte bzw. (zum Zeitpunkt des Erscheinens der französischen Ausgabe) noch unveröffentlichte Texte. Das Augenmerk wird zugleich auf die Lehren jener, mit denen Heidegger Umgang pflegte, gerichtet: der »Philosoph« Erich Rothacker, der Historiker Rudolf Stadelmann sowie der Jurist Erik Wolf. Und es wird gezeigt, dass die Frage nach den Beziehungen Heideggers zum Nationalsozialismus nicht die Frage nach dem Verhältnis des persönlichen Engagements eines Menschen, der zeitweilig einem Irrtum aufgesessen wäre, zu einem davon so gut wie unberührt gebliebenen philosophischen Werk ist. Es geht um die willentliche Einführung der Grundlagen des Nationalsozialismus in die Philosophie und in die eigene Lehrtätigkeit. Aus der Vorbemerkung: "[...] wir zeigen, dass die Frage nach den Beziehungen Heideggers zum Nationalsozialismus nicht die Frage nach dem Verhältnis des persönlichen Engagements eines Menschen, der zeitweilig einem Irrtum aufgesessen wäre, zu einem davon so gut wie unberührt gebliebenen philosophischen Werk ist. Es geht um die willentliche Einführung der Grundlagen des Nationalsozialismus in die Philosophie und in die eigene Lehrtätigkeit. Wenn wir diesen Nachweis erbringen, so nicht um Heideggers Renommee weiter anwachsen zu lassen, indem wir es mit noch mehr Schwefeldampf überziehen. Wir unterschreiben nicht die These, dass Heidegger den Nationalsozialismus im Denken analysiert hat. Anstatt uns aufzuklären, hat er stets nur die für ihn charakteristische Undurchsichtigkeit der Schwärze des Phänomens beigemischt. Heidegger hat durch die Verherrlichung der hitlerschen »Größe« dazu beigetragen, den zutiefst zerstörerischen Gehalt von Hitlers Unterfangen zu verschleiern. Anstatt die Philosophie zu bereichern, hat Heidegger ihre Zerstörung ins Werk gesetzt, indem er sie in den Dienst einer Bewegung stellte, welche in der mörderischen Diskriminierung, durch die sie sich selbst am Leben hielt, und im Unternehmen der völligen Vernichtung, die sie durchführte, die radikale Negation aller Menschlichkeit wie auch allen Denkens darstellt". Mit einem Nachtrag zur politischen Zuverlässigkeit des Parteigenossen Heidegger nach den Geheimberichten des SD und einem Auszug aus Heideggers Rektoratsrede, 1938 von Ernst Forsthoff veröffentlicht, neben den antisemitischen Thesen der Deutschen Studentenschaft. - Im Nachwort geht Faye auf die seit Erscheinen des Buchs in Frankreich nicht endenden Vorwürfe ein. Der deutsche Leser hat nun die Möglichkeit, eine Debatte kritisch zu beurteilen, deren Ende nicht absehbar ist. - Aus dem Inhalt: 1. Vor 1933. Der Radikalismus Heideggers, die Zerstörung der philosophischen Tradition und der Ruf des Nationalsozialismus. - 2. Heidegger, die Gleichschaltung und das neue Studentenrecht. - 3. Die Arbeitslager, die Volksgesundheit und das harte Geschlecht in den Vorträgen und Reden der Jahre 1933-1934. - 4. Die Vorlesungen der Jahre 1933-1935. Von der Frage nach dem Menschen zur Selbstbehauptung des deutschen Volkes und des deutschen Geschlechts. - 5. Heideggers »Hitlerismus« im Seminar Über Wesen und Begriff von Natur, Geschichte und Staat. - 6. Heidegger, Carl Schmitt und Alfred Baeumler. Der Kampf gegen den Feind und dessen Vernichtung. - 7. Das Recht und die Rasse. Erik Wolf zwischen Heidegger, Schmitt und Rosenberg. - 8. Heidegger und der Fortbestand des nationalsozialistischen Staates im unveröffentlichten Seminar über Hegel und den Staat. - 9. Von der Rechtfertigung der Rassenzüchtigung zum ontologischen Negationismus der Bremer Vorträge. - Nachtrag: Die politische Zuverlässigkeit des Parteigenossen Heidegger nach den Geheimberichten des SD. - Nachwort zur deutschen Ausgabe. - Auszug aus Heideggers Rektoratsrede, 1938 von Ernst Forsthoff veröffentlicht, neben den antisemitischen Thesen der Deutschen Studentenschaft. 557 Seiten, gebunden (Traversen; Band 5/Matthes & Seitz Berlin 2009)