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Mehr-als-Kunst

Faath, Ute: Mehr-als-Kunst

Zur Kunstphilosophie Georg Simmels. In seinem Werk verweist Simmel an zentralen Punkten der Argumentation wiederholt auf die Kunst. Faath analysiert die erkenntnistheoretischen Grundlagen seiner Kunstphilosophie, arbeitet heraus, in welchem Rahmen er Kunst als kulturelles Phänomen begreift, und legt die bei Simmel zentralen kunstphilosophischen Fragestellungen frei. Der Band gliedert sich in drei Teile: I. Erkenntnistheoretische Grundlagen; II. Kulturphilosophische Zusammenhänge; III. Die Philosophie der Kunst. - Aus der Einleitung: "Zunächst wird die erkenntnistheoretische Grundlage festgestellt. Diese werden in »Die Probleme der Geschichtsphilosophie. Eine erkenntnistheoretische Studie«, einer der ersten von Simmels veröffentlichten Monographien (1905), entworfen. Bezeichnenderweise verweist er hier, wie auch in den soziologischen oder philosophischen Schriften, an zentralen Punkten der Argumentation wiederholt auf die Kunst. Simmel bekennt sich in diesem Sinne zur Kunst als einem Erkenntnismedium seines Denkens. Gerade die Definition des Formbegriffs knüpft an diese erkenntnistheoretischen Überlegungen an. Simmel will in dieser Studie zur Geschichtsphilosophie an Kants Vernunftkritik anschließen und sie erweitern. Er führt historisch bedingte Prinzipien des Erkennens ein. Damit schafft er die Grundlage für seine wahrnehmungstheoretischen Analysen der Moderne, aber auch für eine kulturphilosophische Betrachtung der Kategorien. Die Konzeption der „Totalwahrnehmung" in der Kunst wird in diesem Zusammenhang zu lesen sein. Wobei die Kunstphilosophie die Bedeutung der Veränderung des je historischen, kategorialen Rahmens der Kunstproduktion hervorhebt. Im Anschluss an diese erkenntnistheoretischen Prämissen behauptet Simmel die Eigenständigkeit oder geschlossene Gesetzlichkeit unterschiedlicher Erkenntnisbereiche. Soweit er also von der Autonomie der Kunst spricht, meint er unter anderem eine Eigengesetzlichkeit und Unabhängigkeit von der Wirklichkeit, wie sie gleichfalls für die Naturwissenschaften, etwa die Mathematik, geltend gemacht werden kann. Letztlich versteht er Wirklichkeit bereits als eine kategoriale Formung des Weltstoffes. Das Material - oder der "Weltstoff" -, das der Wahrnehmung zur Verfügung steht, ist, sobald es wahrgenommen wird, bereits Formungsprozessen ausgesetzt. Diese erkenntnistheoretischen Grundlagen, auf denen die Kunstphilosophie aufbaut, erörtert der erste Teil der Arbeit. Der zweite Teil versucht den Rahmen abzustecken, innerhalb dessen Kunst als kulturelles Phänomen zu begreifen ist. Die kulturkritischen Aspekte, die Simmels Analyse der Moderne zeigt, werden nicht einer tragischen Kulturkonzeption zugeschrieben. Hervorgehoben wird der Stellenwert, der in der Kulturphilosophie dem Arbeitsprozess für die Vermittlung von Subjekt und Objekt zugewiesen wird. [...] Ausgehend von den frühen thematischen Exkursen in der »Philosophie des Geldes«, behandelt der dritte Teil die zentralen kunstphilosophischen Fragestellungen. Mit dem Distanzbegriff, über den Grundfragen der Autonomiethematik geklärt werden, beschreibt Simmel nicht nur das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit. Der Begriff stellt gleichfalls eine übergreifende Kategorie der Erfahrung, durch die die Problematik moderner Existenz beschrieben wird. Auch die Geschlossenheit des Werks wird schließlich in »Rembrandt« auf eine Kategorie der Wahrnehmung zurückgeführt: die Einheitserfahrung des schöpferischen Individuums. Sie geht letzten Endes nicht mehr auf eine Subjekt-Objekt-Identität in dem Sinne aus, wie sie der besondere ästhetische Erfahrungsmodus ermöglicht, den etwa die Schrift »Kant und Goethe« in Opposition zur mechanistischen Weltauffassung noch beschreibt. Die Frage der Einheit wird jetzt stärker vom Subjekt her gelöst. Schließlich soll für die Kunst die Trennung von Anschauung und Begriff aufgehoben werden. Hier schließt die Kritik an Schellings "intellektueller Anschauung" die Absage an dessen idealistische Ästhetik und an intuitive Erfahrungskonzeptionen an. Simmels Neudefinition intellektueller Anschauung versucht ästhetische Erfahrung sowohl sinnlich als auch rational zu begründen. Rationale Strukturen sind nicht losgelöst von sinnlichen Grundlagen zu denken. Gerade dieser ästhetische Wahrnehmungsmodus ermöglicht dann eine Konfrontation des Individuums mit dem Allgemeinen, welche die Spannungsbezüge nicht aufhebt. Der Formbegriff, der von diesen Voraussetzungen hergeleitet wird, verweist auf einen gesellschaftlichen Erkenntnisanspruch der Kunst. Ein Anspruch der, soweit er die Dimension rein begrifflichen Erkennens überschreitet, philosophischer Theorie überlegen ist. Wo Simmel dem Expressionismus Formlosigkeit vorwirft, bedeutet das nicht, dass er den Positionen des Neuklassizismus zustimmt. Schließlich geht es ihm darum, einen neuen Formbegriff zu konstituieren, der vor dem Hintergrund einer Analyse der Erfahrung in der Moderne deren Kategorien aufgreift und unter dem Begriff der Funktionalität zusammenfasst. Der sinnlich-intellektuelle Erfahrungsmodus, der über die Gestaltung die expressive Qualität des Werks bestimmt, artikuliert so einerseits die kategorialen Bedingungen der Existenz in der Moderne, weist aber potentiell über deren Beschränkungen hinaus. Die Funktionalität im Kunstwerk entspricht auf einer Ebene der Funktionalität des Geldes, transzendiert sie aber zugleich. Dies erfolgt jedoch nicht im Hinblick auf ein Absolutes oder eine Idee, sondern im Hinblick auf die Kultur und die Gesellschaft, die im Zeichen dieser Kategorien stehen". 253 Seiten, broschiert (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft; Band 238/Königshausen & Neumann 1998) leichte Lagerspuren

Bestell-Nr.: 125621
Gewicht: 414 g
Sprache: Deutsch
Sachgebiete: Philosophie des 20./21. Jahrhunderts | Ästhetik | Kunsttheorie
ISBN: 9783826014505
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