Lindner, Rolf: In einer Welt von Fremden

Eine Anthropologie der Stadt. In neun Essays entfaltet Rolf Lindner die Wesensmerkmale großer Städte, ihre Versprechungen und individuellen Besonderheiten und erzählt damit auch, wie nebenbei, die Geschichte der anthropologischen Stadtforschung im 20. Jahrhundert. - Was zieht die Leute nach Berlin, fragte Reichskanzler Fürst von Bismarck 1880 in einer Sitzung des Reichstags. Das ist der Ausgangspunkt, um am Beispiel von Metropolen wie Berlin oder Chicago der Frage nachzugehen, worin die Anziehungskraft der wachsenden Städte besteht: als Ort der großen Spektakel und kleinen Vergnügungen, als Raum der Loslösung von persönlichen Abhängigkeitsverhältnissen und der individuellen Entfaltung, als Ort des Zusammentreffens von Gleichgesinnten und Wahlverwandten, als Bühne für Exzentriker, als Zufluchtsort für Anderslebende und Andersdenkende, als Hafen für Asylsuchende und Exilanten. Berlin offenbart die Freuden der großen Stadt, die bis heute in den zahlreichen Vergnügungsmöglichkeiten bestehen, und seine eigentümliche Schönheit, wozu nicht zuletzt die aufkommende Stadtbeleuchtung und Leuchtreklame beitrugen, die die Innenstädte zu hell erleuchteten Bühnen machten. Neue Gemeinschaftsformen entwickelten sich, in denen sich Gleichgesinnte und Wahlverwandte fanden: Assoziationen von Künstlern, esoterisch-okkultistische Zirkel, intellektuelle Kreise oder queere Communitys. Und bis heute bringt die Großstadt ihre eigenen Mythen hervor, die in Liedern und Gedichten, Erzählungen und Romanen, Bildern und Filmen zum Ausdruck kommen und die Wahrnehmung der Stadt überlagern. 290 Seiten, gebunden (Matthes & Seitz Berlin 2022) leichte Lagerspuren

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