Siegert, Folker: Drei hellenistisch-jüdische Predigten. Ps.-Philon, "Über Jona", "Über Jona" (Fragment) und "Über Simson". Teil II
Teil II: Kommentar nebst Beobachtungen zur hellenistischen Vorgeschichte der Bibelhermeneutik. Die Predigten, ursprünglich auf Griechisch gehalten - wohl im Alexandrien des 1. Jh. n. Chr. -, stellen in ihrer ausgefeilten Darstellungskunst eine »rhetorische« Alternative dar zum jüdischen »Philosophen« Philon. An Humor und Publikumsnähe übertreffen sie ihn bei weitem. Ihre Hermeneutik ist bemerkenswert dafür,dass sie ganz ohne Allegorisieren auskommt. Der Kommentar ermittelt Ursprung und innertextliche Funktion all des gedanklichen und sprachlichen Materials, das der jüdische Redner jeweils in seine Erweiterung und Ausschmückung der biblischen Geschichte einfließen lässt. Hierbei erweist sich der Literaturunterricht, d. h. die höhere Schulbildung der hellenistischen Antike, vielfach als Mutter der Gedanken. Ganz besonders gilt dies für die Praxis der Homer-Auslegung, über die wir noch Lehrbücher haben. Auch ein Philon ist ohne sie nicht zu verstehen. Dass pagane Homerdeutung, jüdische Tora-Unterweisung und christliche Schriftauslegung einmal auf demselben Beet gewachsen sind, darf als die eigentliche Entdeckung dieser Kommentararbeit gelten. Es gab in der späten Antike eine alle Religionsgrenzen überschreitende gemeinsame Kultur des Nachdenkens über Gott. Ihre einzige Erbin wurde die christliche Kirche. Aus der Detailarbeit dieses Kommentars erwächst ein Bild vom griechisch-sprachigen Judentum jener Zeit als einer unbewußten praeparatio evangelica. Eine deutsche Übersetzung der nur armenisch überlieferten Texte war 1980 als Band 20 der 'Wissenschaftlichen Untersuchungen zum Neuen Testament' erschienen; sie wird hier vorausgesetzt. IX,416 Seiten, Leinen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament; Band 61/Mohr Siebeck 1992) leichte Lagerspuren
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