Heindl, Erich J.: Das Christentum - unverstanden und missbraucht
Die Religion der Liebe steht erst an ihrem Anfang. Überarbeitet und hrsg. von Adelheid und Wolfgang Speyer. Aus der Einleitung: "Ziel dieser Arbeit ist es, all jene Brüche und Fehlentwicklungen aufzuzeigen, die dazu beigetragen haben, den Kern der christlichen Lehre zu verschleiern und damit zur Folge hatten, dass das Christentum als Religion der Liebe und der Friedfertigkeit seine Effektivität nicht voll entfalten konnte". Die Studie beleuchtet in einem dogmengeschichtlichen Abriss Gründe und Folgen der Institutionalisierung einer am Alten Testament orientierten christlichen Theologie, die den Kern der Lehre Jesu verkennt. - Warum und wodurch wurde der Kern der Botschaft Jesu vom bedingungslos liebenden Gott so sehr verhüllt, dass dieses Zentrum weitgehend in den Hintergrund trat? Diese Verzeichnung beginnt bereits im Neuen Testament. Die Evangelisten versuchten als judenchristliche Theologen, die Botschaft Christi mit der hebräischen Bibel in Form der Septuaginta-Übersetzung in Einklang zu bringen, wobei sie Jesu Kritik und das Neue seiner Botschaft oftmals übersahen. Die Studie will die Frage beantworten, weshalb diese in sich widersprüchliche und im Verlauf der Zeit noch weiter veränderte Lehre für die Christen verbindlich werden konnte. Von besonderer Bedeutung ist zum einen die Vereinnahmung dieser so interpretierten Botschaft durch die bestimmenden politischen Mächte, um so besser ihre Absichten durchsetzen zu können und zum andern die falsche Meinung, man könne mit Hilfe der antiken griechischen Philosophie die inneren Strukturen der Gottheit und deren Absichten offenlegen. Ferner soll näher beleuchtet werden, wie es den römischen, sodann den west- und oströmischen christlichen Kaisern durch ein in ihrem Sinn verändertes Christentum gelang, sich selbst und den Adel als von Gott berufene Herrscher zu präsentieren. Diese Ansicht konnte über mehr als fünfzehnhundert Jahre erfolgreich aufrecht erhalten und für machtpolitischen Zwecke missbraucht werden. Deshalb steht das Christentum heute nach dem Zerbrechen des Bündnisses von Thron und Altar erst an seinem Anfang. Alle christlichen Konfessionen sollten nach einer kritischen Überprüfung ihrer geschichtlich bedingten Auslegungen der Botschaft Jesu ihre Lehrinhalte neu überdenken. 2. Auflage. IX,324 Seiten, broschiert (Theologische Texte und Studien; Band 17/Olms Verlag 2012)