Korsch, Dietrich: Glaubensgewißheit und Selbstbewußtsein

Vier systematische Variationen über Gesetz und Evangelium. Die reformatorischen Zentralkategorien Gesetz und Evangelium wollen den Weg nicht nur zu einer präzisen Selbstbeschreibung evangelischen Christentums, sondern auch zum Verständnis der Wirklichkeit eröffnen. In der Neuzeit hat der Begriff des Gesetzes zwischen Naturrechtskonstruktionen und positiven Setzungen jedoch seine religiöse Eindeutigkeit verloren. Die wirklichkeitserschließende Funktion von Gesetz und Evangelium hat sich darum transformiert in das vermeintlich grundlegendere Verhältnis von Sittlichkeit und Religion. Sinn und Tragweite dieser Transformation werden im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert exemplarisch am Werk Albrecht Ritschls, Wilhelm Herrmanns und Karl Holls untersucht - an drei Theoretikern protestantischen Christentums, die den Aufbau zeitgenössischer Theologie immer auch als Reformulierung der reformatorischen Grundeinsicht verstanden und vollzogen haben. Es zeigt sich eine immer intensiver werdende Verknüpfung von modernem Krisenbewusstsein und theologischem Begriff. Sie führt schließlich die religiös-sittliche Übersetzung der reformatorischen Kategorien selbst an eine Grenze: Die Wirklichkeit der hochdifferenzierten und konfliktbeladenen modernen westlichen Gesellschaften lässt sich nicht mehr moralisch rekonstruieren. Deshalb wird unter systematisch-kritischer Anknüpfung an Martin Luther versucht, die Erschließungskraft von Gesetz und Evangelium für die gegenwärtige Wirklichkeitsauffassung unter dem Titel von Selbstbewusstsein und Glaubensgewissheit zu interpretieren. Damit wird auf das vormoralische Konstitutionsgeschehen von Subjektivität abgehoben. X,290 Seiten, Leinen (Beiträge zur historischen Theologie; Band 76/Mohr Siebeck 1989) leichte Lagerspuren

Neuere Angebote im Sachgebiet Übergreifende theologische Untersuchungen