Vogt, Stefan: Subalterne Positionierungen
Der deutsche Zionismus im Feld des Nationalismus in Deutschland 1890-1933. Kritik am Nationalismus gehört zu den zentralen Bestandteilen der zionistischen Ideologie, allerdings argumentierte diese paradoxerweise gerade im Namen des Nationalismus. Stefan Vogt geht diesem Paradox auf den Grund, indem er das Verhältnis von Zionismus und Nationalismus in Deutschland als Prozess der Positionierung des Zionismus im Feld des Nationalismus begreift. Es gelingt dem Autor, diese spezifische, subalterne, Position - aus der heraus sich auch die sehr spezifischen Intentionen für die Adaption von Ideen des deutschen Nationalismus besser verstehen lassen - zu bestimmen und die Verflechtungen, in denen sich emanzipatorische Interessen mit einer problematischen Übernahme der Grundannahmen des deutschen Nationalismus verbanden, zu entwirren. Der Fokus der Studie liegt auf der Bedeutung des Zionismus für die Situation der Juden in Europa und speziell in Deutschland. Sie begreift sich in erster Linie als einen Versuch, die Position des Judentums in der sich wandelnden Gesellschaft und Kultur Europas am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu bestimmen. Die Studie erhebt nicht den Anspruch, die zionistische Bewegung in Deutschland vollständig zu erfassen, sondern konzentriert sich stattdessen auf eine Reihe von politisch-ideologischen Konstellationen, die im Zusammenhang mit zentralen Entwicklungen in der Geschichte des Zionismus und des Nationalsozialismus in Deutschland standen. Diese sind: die Debatten des deutschsprachigen Kulturzionismus vor dem Hintergrund des völkischen Nationalismus und der Zivilisationskritik des Fin de Siècle; die Auseinandersetzungen der deutschen Zionisten mit dem Rassendiskurs und dem Kolonialismus im Deutschen Kaiserreich; die Debatten im und um den Ersten Weltkrieg; die Diskussionen um das Verhältnis von Nationalismus und Sozialismus im deutschen Zionismus und in der deutschen Sozialdemokratie; das Verhältnis der Zionisten zur deutschen Jugendbewegung und zur Konservativen Revolution in der Weimarer Republik; und die Haltung der Zionisten zum Antisemitismus und zum an die Macht strebenden Nationalsozialismus. In ihrer Gesamtheit bieten diese Konstellationen ein repräsentatives Bild des deutschen Zionismus über beinahe den gesamten Zeitraum, in dem er als organisierte Bewegung bestand. 496 Seiten mit 12 Abb., gebunden (Wallstein Verlag 2016)