
Zeit und Roman
Zeiterfahrung im historischen Wandel und ästhetischer Paradigmenwechsel vom 16. Jahrhundert bis zur Postmoderne. Hrsg. von Martin Middeke. Mit Beiträgen von Aleida Assmann, Karl-Heinz Bohrer, Rolf Breuer, Monika Fludernik, Peter Freese, Herbert Grabes, Ursula K. Heise, Christoph Henke, Stephan Kohl, Barbara Korte, Eckhard Lobsien, Martin Middeke, Ansgar Nünning, Vera Nünning, Christoph Schöneich, Dietrich Schwanitz, Fritz Senn, Roy Sommer und Hubert Zapf. Der Band nimmt sich der Beziehung von Zeiterfahrung und Romanästhetik aus einer diachronen, historischen Perspektive an. Damit soll zunächst verdeutlicht werden, daß Zeiterfahrung ein historisch variantes Problem darstellt; des weiteren wird deutlich werden, daß und wie sich Zeitbewußtsein und Zeiterfahrung in historischem Wandel kulturell und ästhetisch auf die Gattung Roman auswirken. In seinen Zentralkategorien von Sequenzierung, Chronologie, Erzählter Zeit und Erzählzeit weist der Roman eine besondere Affinität zur Zeiterfahrung in der Lebenswelt auf. Die Beiträge des vorliegenden Bandes vermitteln Einblicke sowohl in kulturelle Bedingungen als auch in gesellschaftliche, philosophische und ästhetische Denklinien verschiedener Epochen, wobei sich bis zum experimentellen Roman der Moderne und Postmoderne ein Paradigmenwechsel hin zu offenen Zeitkonzepten und einer Phänomenologisierung von Zeiterfahrung vollzieht. - Aus dem Inhalt: Martin Middeke: Zeit und Roman: Zur Einführung. - Monika Fludernik: Tempus und Zeitbewusstsein: Erzähltheoretische Überlegungen zur englischen Literatur. - Ansgar Nünning/Roy Sommer: Die Vertextung der Zeit: Zur narratologischen und phänomenologischen Rekonstruktion erzählerisch inszenierter Zeiterfahrungen und Zeitkonzeptionen. - Eckhard Lobsien: Textzeit, Rhythmus, Chronotopos am Beispiel elisabethanischer Erzähltexte. - Dietrich Schwanitz: Verselbständigung von Zeit und Strukturwandel von Geschichten. Zum Zusammenhang zwischen temporalem Paradigmawechsel und Literaturgeschichte. - Christoph Henke: Tristrams Zeitprobleme: Verzögerungen, Anachronismen und subjektive Zeit in Laurence Sternes "Tristram Shandy". - Barbara Korte: Archäologie in der viktorianischen Literatur. Faszination und Schrecken der "tiefen" Zeit. - Hubert Zapf: Der Zeitbegriff des amerikanischenTranszendentalismus. - Stephan Kohl: George Eliots "Mill on the Floss". - Martin Middeke: Zur Poetologie gelebter Zeit im spätviktorianischen Roman. - Christoph Schöneich: "Time is to be our enemy": E.M. Forsters Kampf gegen die Zeit. - Karl-Heinz Bohrer: Utopie des "Augenblicks" und Fiktionalitat. Die Subjektivierung von Zeit in der modernen Literatur. - Aleida Assmann: Obsession der Zeit in der englischen Moderne. - Fritz Senn: Alltägliche Zeiterfahrung bei James Joyce. - Vera Nünning: "Increasing the bounds of the moment". Die Vielschichtigkeit der Zeiterfahrungen und Zeitdimensionen in den Werken Virginia Woolfs. - Herbert Grabes: Schreiben in der Zeit gegen die Zeit: Das Paradox der Zeitlichkeit als Grundstruktur moderner und postmoderner Ästhetik. - Peter Freese: Der thermodynamische Pfeil der Zeit. Der Zweite Hauptsatz und die neuere amerikanische Erzählliteratur. - Rolf Breuer: Zyklik, Zirkularität und Wiederholung bei Beckett. - Ursula K. Heise: Die Zeitlichkeit des Risikos im amerikanischen Roman der Postmoderne. - Ansgar Nünning. "Moving back and forward in time": Zur Gleichzeitigkeit verschiedener Zeitstrukturen, Zeiterfahrungen und Zeitkonzeptionen im englischen Roman der Gegenwart. VII,439 Seiten, broschiert (Königshausen & Neumann 2002) leichte Lagerspuren