
Theobald, Michael: Studien zum Römerbrief
Welche Rolle spielt die Frage nach dem Selbstverständnis der Kirche im Angesicht Israels für die Theologie des Römerbriefs? Michael Theobald geht in seinen historisch-kritischen Studien auf zeitgenössische Fragestellungen ein und deutet den Römerbrief als modellhaften theologischen Diskurs. Der Band versammelt 23 zumeist nur noch schwer zugängliche Aufsätze aus den letzten zwanzig Jahren von Michael Theobald zum bedeutendsten Brief des Apostels. Darunter befinden sich vier größere bislang unveröffentlichte Texte. Sie decken die Breite der im Brief behandelten Thematik exemplarisch ab und sind um folgende Problemkreise gruppiert: Gottesfrages; Christologie; Zur Lehre von der Rechtfertigung; Kirche und Israel; Verständiger Glaube; Zur paulinischen Ethik. Theobald berücksichtigt dabei unter anderem die Frage nach der Rhetorik (so in der Studie zur 'propositio' des Briefes, Röm 1,16 f.). Er erhellt den Brief im Horizont hellenistischer Literatur. Einige Beiträge bieten zu strittigen Fragen eine bibeltheologische Besinnung (Rechtfertigungslehre und Ekklesiologie, die 'Ethik' des Römerbriefs und die kirchliche Morallehre). Auch vernachlässigte Themen, wie der 'Zorn Gottes', werden angesprochen. Von besonderem Interesse sind Michael Theobalds 'fundamentaltheologische' Studien zur Argumentation im Römerbrief als einer Rechenschaft über den Glauben und seine spezifische Art, Theologie zu treiben. Die Beiträge zeigen insgesamt, welche überragende Rolle die Frage nach dem Selbstverständnis der Kirche im Angesicht Israels für die Theologie des Römerbriefs spielt. Seine Aufsätze gliedert der Autor in acht Kapitel: Erste Orientierung; Die Gottesfrage; Christologische Perspektiven; Zur Lehre von der Rechtfertigung; Kirche und Israel; Verständiger Glaube; Zur paulinischen Ethik; Ausblick. - Aus dem Inhalt: 1. Warum schrieb Paulus den Römerbrief? (1983). - 2. Verantwortung vor der Vergangenheit. Die Bedeutung der Traditionen Israels für den Römerbrief (1982). - 3. Das Gottesbild des Paulus nach Röm 3.21-31 (1981/82). - 4. Zorn Gottes. Ein vernachlässigter Aspekt der Theologie des Römerbriefs. - 5. "Dem Juden zuerst und auch dem Heiden". Die paulinische Auslegung der Glaubensformel Röm 1,3f. (1981). - 6. "Sohn Gottes" als christologische Grundmetapher bei Paulus (1994). - 7. Der Einsamkeit des Selbst entnommen - dem Herrn gehörig. Ein christologisches Lehrstück des Paulus (Röm 14,7-9). - 8. Der Kanon von der Rechtfertigung (Gal 2,16: Röm 3.28). Eigentum des Paulus oder Gemeingut der Kirche? (1999). - 9. Rechtfertigung und Ekklesiologie nach Paulus. Anmerkungen zur "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" (1998). - 10. Das Gespräch geht weiter! Replik auf W. Löser. Rechtfertigung und sakramentale Kirche: ThPh 73 (1998), Seiten 321-333 (2000). - 11. "Concupiscentia" im Römerbrief. Exegetische Beobachtungen anläßlich der lutherischen Formel "simul iustus et peccator". - 12. Der "strittige Punkt" (Rh. a. Her. 1,26) im Diskurs des Römerbriefs. Die propositio 1,16f. und das Mysterium der Errettung ganz Israels (1999). - 13. Kirche und Israel nach Röm 9-11 (1987). - 14. "Prophetenworte verachtet nicht!" (1Thess 5,20). Paulinische Perspektiven gegen eine institutionelle Versuchung (1991). - 15. Mit verbundenen Augen? Kirche und Synagoge nach dem Neuen Testament (2001). - 16. "Abraham sah hin...". Realitätssinn als Gütesiegel des Glaubens (Röm 4,18-22) (2001). - 17. Glaube und Vernunft. Zur Argumentation des Paulus im Römerbrief (1989). - 18. Angstfreie Religiosität. Röm 8,15 und 1Joh 4,17f. im Licht der Schrift Plutarch über den Aberglauben (1992). - 19. "Zur Freiheit berufen" (Gal 5,13). Die paulinische Ethik und das mosaische Gesetz (1991). - 20. Erkenntnis und Liebe. Kriterien glaubenskonformen Handelns nach Röm 14,13-23. - 21. Röm 1,26f.: Eine paulinische Weisung zur Homosexualität? Plädoyer für einen vernünftigen Umgang mit der Heiligen Schrift (1998). - 22. Das biblische Fundament der kirchlichen Morallehre (1994). - 23. "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern suchen die zukünftige" (Hebr 13,14). Die Stadt als Ort der frühen christlichen Gemeinde (1988). IX,599 Seiten, Leinen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament; Band 136/Mohr Siebeck 2001) leichte Lagerspuren