Emunds, Christian: Solvendo quisque pro alio liberat eum
Studien zur befreienden Drittleistung im klassischen römischen Recht. Untersucht werden Quellen zur Drittleistung im klassischen römischen Recht, und zwar nicht nur diejenigen, in denen der allgemeine Grundsatz überliefert ist, dass ein Dritter mit befreiender Wirkung für den Schuldner leisten kann, sondern auch die Entscheidungen, in denen dieser Grundsatz zur Anwendung kommt oder seine Anwendung ausdrücklich abgelehnt wird. Eine Darstellung der äußeren Dogmengeschichte ist dagegen nicht beabsichtigt. Der Grundsatz des klassischen Rechts, nach dem jeder Dritte mit befreiender Wirkung für den Schuldner leisten kann, gilt als systemwidrig und wird überwiegend als Relikt eines älteren Rechtszustands begriffen, in dem die förmliche Lösung des verhafteten Schuldners auch oder sogar nur von Dritten vorgenommen werden konnte. Diese historische Erklärung findet in den Quellen keinen Anhalt. Sie beruht auf dem modernen Verständnis der solutio als Pflichterfüllung und verstellt den Blick für die bis heute prägende Erfassung und Ausgestaltung der befreienden Drittleistung durch die klassische Jurisprudenz. Wie die Analyse der Quellen zeigt, ist die solutio des klassischen Rechts weder "Lösung" noch "Erfüllung", sondern die in Tilgungsabsicht bewirkte Leistung des Geschuldeten. Daß sie als solche nicht an die Person des Schuldners gebunden ist, das bestimmungsgemäße Ende der obligatio vielmehr von jedem Dritten herbeigeführt werden kann, gehört zu den allgemeinen Grundlagen des römischen Schuldrechts. Die klassischen Juristen führen die vielfältigen Erscheinungsformen der Drittleistung gezielt auf den Tatbestand der solutio zurück und unterstellen sie damit denselben Regeln wie die Leistung des Schuldners. Sie gelangen so zu einem einheitlichen, dogmatisch stimmigen Konzept, das der Befriedigung des Gläubigers unbedingten Vorrang einräumt und gleichwohl Raum läßt für differenzierte, sach- und interessengerechte Lösungen im Verhältnis zwischen Schuldner und Drittem. 472 Seiten, broschiert (Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen. Neue Folge; Band 54/Duncker & Humblot 2007) schwarze Filzstiftstriche auf Schnitt und Filzstiftfleck auf Einband