
Mayer, Rupprecht: Bolihua. Chinesische Hinterglasmalerei aus der Sammlung Mei-Lin
Hrsg. von Christian Juranek und Christof Trepesch. Katalog anlässlich der Ausstellungen im Schloss Wernigerode, 15.12.2016-23.04.2017, und im Schaezlerpalais, Augsburg, 24.05.2017-15.10.2017. Der Band stellt die Schönheit der traditionsreichen Kunst, die im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erlebte und im 20. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit geriet, in all ihren Facetten vor. Traditionelle Glücksmotive, Szenen aus Dramen und Romanen, Landschaften sowie der Aufbruch Chinas in die Moderne und das sich wandelnde Bild der chinesischen Frau bilden zentrale Motive. Es handelt sich um mit die erste Monografie im Westen, die sich dieser raren Gattung widmet. - Der Sinologe Rupprecht Mayer stellt in diesem Bildband 143 chinesische Hinterglasbilder aus einer süddeutschen Privatsammlung vor. Im 18. Jahrhundert begann in Kanton eine Produktion von Hinterglasbildern, von denen nur die bekannt sind, die ihren Weg in den Westen fanden. Nach dem Ende des Exports um die Mitte des 19. Jahrhunderts war diese dekorative Kunst in China weiterhin populär, doch von den vielen zerbrechlichen Bildern in chinesischen Haushalten überlebten nur wenige die Kriegswirren und Notzeiten des 19. und 20. Jahrhunderts, sodass die Hinterglasmalerei in China in Vergessenheit geriet. Es gibt keine Sammlungen in Museen und nur sehr wenige Privatsammler. Es sind oft Darstellungen von Motiven aus der Mythologie und nach literarischen Vorlagen - unter anderen greifen sie auf die Werke des Schriftstellers Pu Songling zurück, der im China des 17. und 18. Jahrhunderts in der Provinz Shandong lebte. Häufig fanden solche literarischen Stoffe weite Verbreitung über Musikdramen und Balladen und waren so nicht nur dem Gebildeten, sondern auch der einfachen Bevölkerung bekannt. Andere häufig behandelte Sujets umfassen Kinderdarstellungen, Szenen des häuslichen Lebens, Garten- und Landschaftsszenerien oder Darstellungen glücksverheißender Gegenstände. Die Frauendarstellungen werfen ein Licht auf den Wandel der Stellung der Frau im China an der Schwelle zur Moderne. Mit ihrer vielschichtigen Ikonografie und exotisch anmutenden Metaphorik eröffnen die Bilder dem europäischen Publikum einen faszinierenden Einblick in die Kunst Chinas. Wie die europäische Hinterglaskunst, die zu lange nur aus dem volkskundlichen Blickwinkel gesehen wurde, verdient auch die chinesische Hinterglasmalerei aufgrund ihrer besonderen Ästhetik und Inhalte einen eigenen Platz in der Kultur- und Kunstgeschichte. Die erste Monografie im Westen präsentiert nun die Schönheit dieser traditionsreichen Kunst in allen Facetten. 251 Seiten mit 182 Farbabb., Großformat, gebunden (Edition Schloß Wernigerode; Band 20/Hirmer Verlag 2017)