Kurz, Stephan: Der Teppich der Schrift
Typografie bei Stefan George. Der Dichter Stefan George (1868-1933) legte bei der Drucklegung seiner Gedichtbände großen Wert auf deren typographische Ausgestaltung. Sein Engagement in diesem Bereich ging so weit, dass ab 1904 seine Bücher nur mehr mit den Lettern der so genannten "Stefan George-Schrift" gedruckt wurden. Stephan Kurz' Band entwickelt anhand einer Untersuchung der Typographie des Bandes "Der Teppich des Lebens" eine Lesart, die die bisherigen literaturwissenschaftlichen Forschungsergebnisse mit den gestalterischen Eigenarten und Vorbildern Georges zusammenliest. Die Studie möchte die Bedeutung der Typografie für den Text untersuchen: für den Text, der nicht unabhängig von seiner typografischen Form existiert, und der in der Regel erst, wenn er gesetzt, typografisch bearbeitet und gedruckt ist, zu einem zugänglichen Text wird. Dies geschieht in zwei Schritten: Zunächst werden Positionen und theoretische Annäherungsversuche an den Bereich Schrift und insbesondere Typografie vorgestellt. Daraus soll eine Untersuchungsmethode formuliert werden. In Kapitel 2 werden die Parameter, die im Feld des Buchdrucks und der Typografie den Text bestimmen, operationalisiert, mit denen in der Analyse zu Stefan Georges Gedichten aus dem Band 'Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel' umgegangen werden soll. In Kapitel 3 sollen die entwickelten Kriterien auf Texte Stefan Georges angewendet und soll über die (bei George sehr eigenwillige) Typografie versucht werden, die notwendigen kontextuellen Paradigmata näher zu bestimmen. Die Wahl des Korpus geht darauf zurück, dass George den typografischen Gegebenheiten und Möglichkeiten große Aufmerksamkeit widmete und sein Werk dadurch (trotz der von der Forschung bereits konstatierten gleichzeitigen Betonung des mündlichen Vortrags) für eine Untersuchung der Typografie geeignet erschien. Außerdem liegt Georges Werk in Bezug auf die technischen Mittel des Buchdrucks an einer Schwelle: Die industrielle Massenproduktion von Büchern in großen Auflagen war ein relativ junges Phänomen, das im Zusammenhang mit der Erfindung der Rotationspresse steht. Das Kapitel 4 führt die Annäherungen an das typografische System und an die Lyrik Stefan Georges zusammen und macht über die kleinteilige Analyse hinaus die Bedeutung und die Funktionen von Materialität und Medialität im Bereich Schrift und Druck für Stefan George fest. Die Studie liegt in einem Grenzbereich zwischen Buchwissenschaft und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen. 178 Seiten mit 24 Abb., broschiert (Stroemfeld Verlag/Wallstein Verlag 2020) Schnitt und Einband etwas angeschmutzt