
Lindberg, David C.: Auge und Licht im Mittelalter
Die Entwicklung der Optik von Alkindi bis Kepler. Übersetzt [aus dem Englischen] von Matthias Althoff. Mit der Optik widmet sich Lindberg einer Wissenschaft, die für viele Denker vergangener Jahrhunderte als Fundament des menschlichen Wissens überhaupt gegolten hat, geradezu als Schlüssel zur naturwissenschaftlichen Welterkenntnis. Die Darstellung spannt sich in weitem Bogen von den Anfängen der Optik im antiken Griechenland über ihre Fortführung im islamischen Kulturraum und ihre Wiederaufnahme und Weiterentwicklung im christlich-lateinischen Abendland bis hin zu ihrer vorläufigen Vollendung in Keplers Theorie des Netzhautbildes im 17. Jahrhundert. Lindberg selbst umreißt sein Ziel wie folgt: »Keplers erfolgreiche Lösung des Sehproblems war ein theoretischer Triumph; es ist in diesem Buch eines meiner Hauptanliegen, die Beschaffenheit und die Größe der Keplerschen Leistung genau anzugeben, indem ich sie vor ihrem historischen Hintergrund ins rechte Licht setze.« Bei der Darstellung der verschiedenen theoretischen Ansätze aus der Optikgeschichte beweist Lindberg sehr viel Gespür für die besonderen Reize der einzelnen Theorien. Mit der Übersetzung von Lindbergs 'Theories of Vision' liegt ein Buch in deutscher Sprache vor, über das Peter Machamer in 'Isis' urteilte: »[Dieses Buch] ist meisterhaft. Es ist aufschlußreich für Leser mit ganz verschiedenen fachlichen Interessen. Nach meiner Einschätzung wird es für lange Zeit das klassische Werk zu diesem Thema sein.« Machamer hat mit seiner Voraussage recht behalten (die Originalausgabe erschien zuerst 1976). Dieses gleichermaßen für den wissenschaftlichen Laien wie für den fachwissenschaftlich Forschenden spannende Buch besticht durch seinen fesselnden, nie trockenen oder langweiligen Erzählstil. Der Leser wird durch 2000 Jahre Optikgeschichte geführt. Aus dem Inhalt: 1. Der Hintergrund: Antike Theorien des Sehens; - 2. Älkindis Kritik an der euklidischen Theorie des Sehens; - 3. Anhänger Galens und Aristoteliker im Islam; - 4. Alhazen und die neue Empfangstheorie des Sehens; - 5. Die Anfänge der Optik im Abendland; - 6. Die Verbindung der optischen Überlieferungen im 13. Jahrhundert; - 7. Die Theorie des Sehens im Spätmittelalter; - 8. Künstler und Anatomen in der Renaissance; - 9. Johannes Kepler und die Theorie des Netzhautbildes; - Anhang: Die Übersetzung von Werken zur Optik aus dem Griechischen und Arabischen ins Lateinische. 573 Seiten mit 36 Abb., gebunden (Suhrkamp Verlag 1987) leichte Lagerspuren