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Bismarck und der Imperialismus

Wehler, Hans-Ulrich: Bismarck und der Imperialismus

Bismarcks Außenhandelspolitik und sein Kolonialerwerb werden in Wehlers Buch nicht im Rahmen der herkömmlichen Diplomatiegeschichte behandelt, sondern in die dynamischen Transformationsprozesse eingebettet, welche durch die deutsche industrielle Revolution und die neue Staatsbildung des großpreußischen Reichs von 1872 ausgelöst worden waren. In diesem Rahmen wird die Bismarcksche Ausbeutungspolitik seit den späten 1870er Jahren als Folge einer Zangenbewegung analysiert: unter dem Druck der industriellen und agrarischen Wachstumsstörungen seit 1873 versuchte Bismarck, auf die ökonomische Krise, den sozialen Sprengstoft und die politische Systembedrohung mit einem »pragmatischen Expansionismus« als Stabilisierungshilte zu reagieren, der so lange wie möglich informelle kommerzielle Überlegenheit bevorzugte, schließlich aber auch unter dem gleichzeitig zunehmenden Druck der internationalen Konkurrenz auf dem Weltmarkt vor formellen »Schutzgebieten«, aus denen alsbald Reichskolonien wurden, nicht zurückschreckte. Als Bewunderer des britischen Freihandelsimperialismus und seiner indirekten Herrschaftsmethoden wurde Bismarck so auch zum Gründer eines kurzlebigen deutschen Kolonialreichs, zu dessen Errichtung ihn innere und äußere Faktoren nahezu wider Willen zwangen. Bismarcks Imperialismus wird in Wehlers Buch - und das löste außer der ungewohnten ausführlichen Berücksichtigung der industrie- und agrarkapitalistischen Entwicklung vor allem die Kontroverse aus - insbesondere auch als Mittel der Legitimation politischer Herrschaft interpretiert. In Anlehnung an Max Webers politische Soziologie wird pointiert herausgearbeitet, wie die eigentümliche Mischung von charismatischer und traditioneller Herrschaft im »Bismarckreich« ein dringendes Rechtfertigungsbedürfnis schuf, das sich auch des überseeischen Imperialismus als eines vielversprechenden, wenn auch letztlich enttäuschenden Instruments bediente. Insofern wird Bismarck, dem durchaus ein hoher Stellenwert als handelnder Akteur im Berliner Entscheidungszentrum zugebilligt wird, als Getriebener beschrieben, der auf die Gewalt anonymer sozialökonomischer und politischer Konstellationen innerhalb eines schrumpfenden Handlungsspielraumes zu reagieren hatte. 589 Seiten, gebunden (Suhrkamp Verlag 1984) leichte Lagerspuren

Bestell-Nr.: 126465
Gewicht: 755 g
Sprache: Deutsch
Sachgebiete: Neueingänge Wissenschaft Suhrkamp/Insel | Bismarck | Geschichte des 19. Jahrhunderts
ISBN: 9783518576892
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