
Rudersdorf, Manfred: Ludwig IV. Landgraf von Hessen-Marburg 1537-1604
Landesteilung und Luthertum in Hessen. Hessen-Marburg, eine für die hessische Geschichte und die Reichsgeschichte wichtige Territorienbildung der frühen Neuzeit, wird in diesem Buch auf der Grundlage der Aktenüberlieferung untersucht, wobei strukturgeschichtliche und biographische Fragestellungen korreliert sind. Die Darstellung des Konfessionalisierungsprozesses in Hessen-Marburg macht deutlich, wie eng sich im Zeichen der geteilten Landgrafschaft territoriale Intensivierung und administrative Erneuerung mit der konfessionellen Durchdringung verbanden. Ludwig IV., der zweite Sohn Philipps des Großmütigen, orientierte sich an dem lutherischen Modellstaat Württemberg: Damit geriet er in einen folgenschweren Gegensatz zur älteren Tradition seiner angestammten Reformationskirche in Hessen. Der Konflikt mit Kassel sowie die Option Darmstadts auf den Marburger Weg, die neubegründete »Ludwigs-Tradition«, bilden vor dem Hintergrund der Diskussion um Einheit oder Teilung Hessens einen Schwerpunkt dieser Untersuchung. Das erneuerte Luthertum erwies sich in Marburg als eine dynamische und innovative Kraft, die Fürstenfrömmigkeit Landgraf Ludwigs als der entscheidende Antrieb für den Ausbau des Territoriums und für eine intensivierte evangelische Kirchlichkeit, die auch auf die Ängste und die Nöte der gläubigen Untertanen reagierte. Erst das koordinierte Zusammenwirken von Hof und Kanzlei, von Landeskirche und Universität, von Dynastie und Territorium konnte den großen Erfolg der Lutheranisierung in dem »Fürstentum an der Lahn« garantieren - bis der Marburger Erbfolgestreit im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges zu neuen Verwerfungen für Land, Kirche und Reich führte. VIII,321 Seiten und vier Tafeln nebst einer Farbtafel als Beilage, Leinen (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung Universalgeschichte; Band 144/Verlag Philipp von Zabern 1991) mit Bleistiftanstreichungen- und anmerkungen im Text, persönliche Widmung und Signatur des Verfassers auf Vorsatz, Buchblock leicht verzogen