
Kolb, Peter: Platons 'Sophistes'
Theorie des Logos und Dialektik. Angesichts der herausfordernden Auslegung platonischer Spätwerke insbesondere des 'Sophistes' soll in dieser Untersuchung eine systematische und argumentative Gesamtdeutung des in Dialogform verfassten Spätwerks unternommen werden. Im Mittelpunkt steht die Suche nach der Einheit in der Problemführung des Dialoges. - Wer das platonische 'Spätwerk' zu verstehen sucht, wird auf eine harte Probe gestellt. In seiner Gesamtheit gehört es wohl zu den größten Herausforderungen, mit denen sich die Ausleger antiker philosophischer Texte gegenwärtig konfrontiert sehen. Die Schwierigkeiten, die das philosophische Verständnis der Spätwerks insgesamt betreffen, laufen im 'Sophistes' zu einer dramatischen Summe auf. Da der Theorieentwurf als Ganzes in seinem epistemologischen Status als bestimmungsbedürftig angesehen werden muss, ist die Auffassung der inneren Stringenz der Problemführung im 'Sophistes' großen Schwankungen ausgesetzt. Der Verdacht, dass Platon Lehrstücke von unterschiedlichem Status unreflektiert zusammenführt, lässt sich nicht ohne weiteres von der Hand weisen. Wer versucht, die kompositorische Einheit des Dialoges zu durchdringen, stoßt auf so viele Hindernisse, dass die Interpreten nicht selten darauf verzichten, das textliche Hintereinanderfolgen der Lehrstücke als ein gedankliches Auseinanderfolgen zu verstehen. Angesichts dieser Problemlage soll in dieser Untersuchung eine Gesamtdeutung des 'Sophistes' unternommen werden. Im Mittelpunkt steht die Suche nach der Einheit in der Problemführung des Dialoges. Darin liegt der Versuch beschlossen, die systematische Ebene einer solchen einheitlichen Problemführung - wenn es sie denn gibt - eindeutig zu bestimmen und dieses Verständnis gegen alternative Lesarten in seinem Anspruch auf Priorität auszuweisen. Es versteht sich, dass, wenn dieses Ziel wirklich erreicht werden soll, eine sorgfältige Prüfung der methodischen Strategien notwendig ist, die im 'Sophistes' verwendet werden. Denn erst aus einer Analyse der argumentativen Verläufe erwächst die Möglichkeit, eine zuverlässige Entscheidung darüber zu treffen, welche Deutung der vorliegenden Begründungskonzeption angenommen oder verworfen werden muss. Die Studie ist dem Vorhaben verpflichtet, den 'Sophistes' systematisch und argumentativ zu rekonstruieren. Dies soll durch einen fortlaufenden philosophischen Kommentar erreicht werden. Der Gang des Dialogs muss Schritt für Schritt nachvollzogen werden. Um die Gefahr zu vermeiden, dass die historische Distanz zum Text unreflektiert übersprungen und das Auszulegende einer sprachlichen und sachlichen Überformung unterworfen wird, werden zentrale Termini sowohl im griechischen Original als auch in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Der Leser soll die Möglichkeit des Vergleichs und der Kontrolle haben. Eine ausführliche Würdigung der Forschung findet in einem abgetrennten Literaturanhang statt, um von der ruhigen Entfaltung des epochemachenden platonischen Gedankens nicht ständig durch Hinweise auf die Kontroversen in der Forschung ablenken zu müssen. Dort werden auch die Hauptthesen zu jedem Abschnitt in bündiger Form wiederholt. 252 Seiten, broschiert (Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften. Reihe Philosophie; Band 216/Königshausen & Neumann 1997) leichte Lagerspuren