
Müller, Marika: Die Ironie
Kulturgeschichte und Textgestalt. Wie zeigt sich Ironie? Was hat sie in der Geschichte der Künste bewirkt? Warum wird sie zur Signatur von Moderne und Postmoderne? Diese Fragen werden in einem kulturkomparatistischen Überblick zur Ironie von der Antike bis zur Moderne beantwortet. Der erste Teil ist der Geschichte der Ironie gewidmet. Er beschreibt in großen Zügen ihre Entwicklung in Funktion und Ausdruck von der Antike bis zur Moderne. Folgende Stadien werden dabei nachvollzogen: Die methodische und ethische Bestimmung der Ironie in der Philosophie des Sokrates und des Aristoteles; - Die Entfaltung zweier prototypischer ironischer Ausdrucksweisen in der Rhetorik (Stil- und Anspielungsironie); - Die Entwicklung der ironischen Parabase in der attischen Komödie; - Die Weiterentwicklung ironischer Ästhetik im Mittelalter und im Siglo de oro; - Die Romantische Ironie als ästhetisches Programm und die darauf reagierenden Kontroversen (Schlegel, Solger, Tieck u.a.); - Die moderne Ironie anhand ausgewählter Literaten (Kafka, Musil, Thomas Mann u.a.). Dieser historische Abriss hat das Ziel, in knapper Form die geistigen und sozialen Strömungen nachzuzeichnen, in deren Folge sich die Ironie als Denkform und Geisteshaltung, aber auch als ästhetisches Paradigma auszuformen vermochte. Der zweite Teil ist der Synchronie und der Textlinguistik der Ironie gewidmet. Dabei soll untersucht werden, wie sich die drei Prototypen der Ironie, deren kulturgeschichtliche Entwicklung im ersten Teil beschrieben wurde, in einem Korpus moderner Zeitungsprosa realisieren. Es wird also davon ausgegangen, dass die beschriebenen Prototypen sich als Ausdrucksweisen des Ironischen bewährt und tradiert haben. Während im ersten Teil die ironische Textkompetenz ausschließlich an literarischen Texten nachgewiesen wurde, stehen im zweiten Teil Gebrauchstexte im Vordergrund. Die Auswahl dieser Texte (Korpusbildung) und die besondere hermeneutische Methode, der eine Linguistik der Ironie bedarf, werden im fünften Kapitel erläutert; in diesem Kapitel wird auch eingehend der linguistische Forschungsstand zur Ironie diskutiert. Im weiteren Verlauf der Darstellung werden die drei Prototypen der Ironie in ihren synchronischen Ausprägungen analysiert: Die rhetorisch-stilistischen Ironiesignale, die Anspielungsironie und die ironische Parabase. 262 Seiten mit einer Farbtafel, broschiert (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft; Band 142/Königshausen & Neumann 1995) leichte Lagerspuren