Mathes, Bettina: Under Cover - Das Geschlecht in den Medien
Mathes untersucht die Beziehungen zwischen Medium und Geschlechterordnung: Inwiefern agieren Medien als "Botschafter" der Geschlechterordnung? Welche Beziehungen bestehen zwischen medial erzeugten Oberflächen und der Materialität des Geschlechtskörpers? Wie wirkt sich das mediale Darstellung auf die Wahrnehmung des Geschlechtskörpers aus? - Auch wenn wir es heute nicht mehr wahrhaben wollen, in den Reproduktionsmedien vom Alphabet bis zum Computer ist der Geschlechtskörper aufgehoben. Im Laufe der abendländischen Geschichte »wanderten« Uterus und Same, Hymen, Vorhaut und Klitoris in die Medien und trugen - in verwandelter Gestalt - zur Entstehung einer neuen symbolischen Geschlechterordnung bei, die ein neues Körperbild prägte. Man kann den Einfluss, den die Reproduktionsmedien auf unser Wissen vom Geschlechtskörper und seiner Fruchtbarkeit ausüben, nur verstehen, wenn man die körperlichen Ursprünge dieser Medien kennt; Ursprünge, deren Spuren im kulturellen Unbewussten der abendländischen Kultur wachgehalten werden. Aus der Einleitung: »Das Thema dieses Buches sind die Beziehungen zwischen Medium und Geschlechterordnung. Diese werden in den kommenden Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Folgende Fragen sind dafür grundlegend: In welcher Weise agieren Medien als "Botschafter" oder besser: als "Geheimagenten" der Geschlechterordnung? Welche Beziehungen bestehen zwischen medial erzeugten Oberflächen und der Materialität des Geschlechtskörpers? Wie wirkt sich das Geschlecht "in" den Medien auf die Wahrnehmung des Geschlechtskörpers aus? 'Under Cover' untersucht die körperlichen Ursprünge verschiedener Reproduktionsmedien, die metaphorische Aneignung (und Verwandlung) einzelner, geschlechtlich kodierter Teile des Körpers durch diese Medien sowie die Rückwirkungen, die diese Aneignung auf die Wahrnehmung des jeweiligen Körperteils ausübt. Exemplarisch und ausschnitthaft soll dieser Aneignungsprozess am Beispiel der wichtigsten unter den so genannten Reproduktionsmedien untersucht werden - Alphabet, Geld, Zentralperspektive, Photographie und Computer - sowie an einigen der kulturgeschichtlich und kulturtheoretisch produktivsten Geschlechtsorganen: der Vorhaut des Penis, der Klitoris, des Hymens und des Uterus. Dem Buch liegt die Annahme zugrunde, dass man den Einfluss, den die Medien auf unsere Vorstellungen über den Geschlechtskörper und seine Fortpflanzungsfähigkeit ausüben, um so besser verstehen kann, wenn man die körperlichen Ursprünge dieser Medien kennt; Ursprünge, denen man durch die Analyse des medialen Unbewussten der abendländischen Kulturgeschichte auf die Spur kommt und die Aufschluss darüber geben, weshalb - um eine These der Medienwissenschaftlerin Irmela Schneider aufzugreifen - 'mit dem Eintreten eines neuen Mediums in die Mediengeschichte jeweils auch Rang und Rolle des Körpers verändert worden ist'«. 183 Seiten mit 45 Abb., broschiert (Kultur- und Medientheorie/transcript Verlag 2006)