[Vincentius Kadlubek]: Die Chronik der Polen des Magisters Vincentius/Magistri Vincentii chronica Polonorum
Lateinisch/deutsch. Übersetzt, eingeleitet und hrsg. von Eduard Mühle. Lateinischer Text und erste vollständige deutsche Übersetzung dieser bedeutenden Quelle zur hochmittelalterlichen Geschichte des ostmitteleuropäischen Raums. Der lateinische Text folgt im Wesentlichen der Edition von Marian Plezia (Monumenta Poloniae Historica; Nova Series 11/Krakau 1994). Das Werk gliedert sich in vier Bücher, die die Geschichte der polnischer Fürstentümer von der Antike bis ins Jahr 1202 verfolgen; von besonderem Interesse ist das vierte Buch, das mit den Jahren ab 1173 eben jene Zeit behandelt, in der der polnische "Verfassungskompromiss" gerade in der Krakauer Provinz brüchig wurde und deren Zeitzeuge der Chronist war. Entstanden ist das Werk wohl an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert und hatte offenbar auch eine belehrende Funktion in der Art eines Fürstenspiegels, was sich auch in der Dialogform niederschlägt. Die von Gelehrsamkeit und überbordendem Stil geprägte Sprache ließ das Werk auch Verwendung als Rhetoriklehrbuch finden. Die Kommentierung des Textes ist knapp gehalten; die umfangreiche Einleitung widmet sich ausführlich der Chronik, ihrem Verfasser und dem Forschungsstand, und diskutiert strittige Fragen. - In vier Büchern wird die Geschichte Polens von den sagenhaften, in der Antike angesiedelten Anfängen bis zum Jahr 1202 geschildert. Die ersten drei Bücher des Werkes sind in der ungewöhnlichen Form eines Dialoges zwischen zwei realen Gestalten des polnischen Kirchenlebens des 12. Jahrhunderts, dem Gnesener Erzbischof Johannes und dem Krakauer Bischof Matthäus, gestaltet, wobei Matthäus in Episoden die polnische Geschichte erzählt und Johannes die Rolle des Kommentators übernimmt. Erst das vierte Buch nimmt die Form einer fortlaufenden Erzählung des Chronisten an. Dabei preist Vincentius nicht nur die Taten der polnischen Könige und Herzöge, sondern rückt darüber hinaus auch bereits die politische Nation der Poloni ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. 424 Seiten, gebunden (Ausgewählte Quellen zur Geschichte des Mittelalters - Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe; Band 48/Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2014) leichte Lagerspuren