Geschichte(n) - Erzählen
Konstruktionen von Vergangenheit in literarischen Werken deutschsprachiger Autorinnen seit dem 18. Jahrhundert. Hrsg. von Marianne Henn, Irmela von der Lühe und Anita Runge. Gattungsgeschichte und -theorie des »historischen Romans« sind bislang weitgehend ohne die Berücksichtigung der Formen des kulturellen Gedächtnisses in Werken von Schriftstellerinnen ausgekommen. Ebenso unberücksichtigt blieb, dass der Geschichts- und Erinnerungsdiskurs zugleich ein Diskurs über die Differenz der Geschlechter ist. Im vorliegenden Band werden die vielfältigen Funktionen des Historischen in literarischen Texten von Autorinnen des 18. bis 20. Jahrhunderts sichtbar gemacht. Der zum Teil experimentelle Charakter sowie die häufige Überschreitung von Gattungsgrenzen macht die untersuchten Texte zu Dokumenten eines veränderten Gattungs- und Geschichtsverständnisses. Dabei liefert der Band neue Impulse für die Weiterbeschäftigung mit dem vielschichtigen Thema. Aus dem Inhalt: Hans Richard Brittnacher: Maskenspiel und Empathie. Zum poetischen Verfahren der historischen Romane von Ricarda Huch. - Gesa Dane: Geschichtsdeutung und literarisches Verfahren. Ricarda Huchs Studie zum "Dreissigjährigen Krieg". - Sabine Doering: Die Enthistorisierung der Geschichte. Elisabeth Amans Roman "Das Vermächtnis" (1951). - Helmut Göbel: »Ach Gott, das ist alles jetzt ein wenig unzeitgemäß...« Gertrud Bäumers historisch-politische Erzählungen zwischen 1933 und 1945. - Birte Werner: »Es hat ähnliche Zeiten gegeben wie unsere, [...] aber die Geschichte hilft uns nicht.« Anna Gmeyners "Manja. Ein Roman um fünf Kinder" (1938). - Joanna Jablkowska: Zwischen Geist und Macht. Der historische Diskurs als erfüllter Augenblick in "Kein Ort. Nirgends" von Christa Wolf. - Anke Detken: Weibliche Geschichte und Erinnern. Irmtraud Morgners "Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura". - Carol Hilmes: Die historischen Romane der Heinriette von Paalzow. - Renate Stauf: Geschichtsdarstellung als weiblicher Selbstentwurf. Amely Böltes Roman zu Frau von Staël. - Romana Weiershausen: Erlebte Geschichte als literarisches Sujet. Das Frauenstudium in Erzähltexten des späten 19. Jahrhunderts. Käthe Schirmachers "Die Libertad" und Lou Andreas Salomés "Fenitschka". - Catharina Oerke: Geschichte im Märchen. Benedikte Nauberts "Alme oder Egyptische Mährchen". - Frauke Reitemeier: Nationale Unterschiede? Sophia Lee und Benedikte Naubert. - Waltraud Maierhofer: Benedikte Nauberts "Barbara Blomberg" (1790). Ein historischer Roman zum Thema Kindermörderinnen? - Diana Spokiene: Identität durch Stadtgeschichte: Friederike Helene Ungers "Briefe über Berlin" (1798). - Helmut Peitsch: Caroline de la Motte Fouqués Magie der Natur. Eine Revolutions-Geschichte. - Anhang: Marianne Henn: Frauen und geschichtliches Erzählen im 19. Jahrhundert. Von Benedikte Naubert zu Ricarca Huch. Eine (statistische) Auswertung. 303 Seiten mit 5 Tab., broschiert (Wallstein Verlag 2005)