Pikulik, Lothar: Thomas Mann und der Faschismus
Wahrnehmung - Erkenntnisinteresse - Widerstand. Die Studie widmet sich Manns Auseinandersetzung mit dem Faschismus im Allgemeinen und dem Nationalsozialismus im Besonderen. Sie analysiert (auf Grundlage des Gesamtwerks von Thomas Mann; der erzählenden Dichtungen ebenso wie der Essays, Briefe und Tagebücher) insbesondere Manns zwiespältiges Verhältnis zum Deutschtum: einerseits sträubt er sich gegen die Identifizierung des Nationalsozialismus mit Deutschland, erkennt aber andererseits, dass das Unheil in der Mentalität und Geistesgeschichte der Deutschen wurzelt. - Thomas Manns Auseinandersetzung mit dem Faschismus im Allgemeinen und dem Nationalsozialismus im Besonderen beruht sowohl auf zeitgeschichtlicher Erfahrung wie auf psychologisch durchschauender Erkenntnis und führt bei ihm zu entschiedenem Widerstand. Er nimmt frühzeitig wahr, wie die Barbarei der neuen, aber regressiven Bewegung deutsche Kultur und Gesittung verhunzt, erkennt aber andererseits, dass das Unheil in der dezidiert unpolitischen Mentalität und Geistesgeschichte der Deutschen wurzelt. Sich selber zu seinem Deutschtum bekennend, empfindet er sich freilich mitverantwortlich für die nationale Katastrophe. Sein Widerstand erwächst mithin ebenso aus gewissenhafter Selbstprüfung wie aus Abscheu und Hass. Gegen die Identifizierung des Nationalsozialismus mit Deutschland sträubt er sich zunächst, ohne doch zuletzt die Unterscheidung zwischen beiden Seiten aufrechterhalten zu können. Gegenstand seiner Kritik sind besonders die vielen deutschen Intellektuellen, die der faschistischen Ideologie verfielen und denen er "Selbstverrat des Geistes" zugunsten eines als rauschhaft verstandenen Lebens vorwirft. Die Gründe hierfür fand er allerdings auch in sich selbst. 208 Seiten, broschiert (Germanistische Texte und Studien; Band 90/Olms Verlag 2013)
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