Kerényi, Karl: Die Mythologie der Griechen, Teil II: Die Heroen-Geschichten
Dieses Buch bietet die Gelegenheit, die Heroenfiguren der griechischen Mythologie wie die Kapitel eines einzigen Erzählungswerkes vom Anfang bis zum Ende zu lesen. Kerényi entwirft dabei eine Poetik des Erzählens und Erinnerns, ein »dezidiertes Vordringen zum Inhalt«, »im Zusammenleben mit den Texten, nicht der Deutung, sondern der Atmosphäre wegen.« Der Autor in seiner Einführung zum Gesamtwerk: »Dieses Buch verdankt sein Entstehen der Überzeugung, daß die Zeit gekommen ist, eine "Griechische Mythologie für Erwachsene" zu schreiben. [...] Das Experiment, die Mythologie der Griechen wenigstens zu einem gewissen Grad in ihr ursprüngliches Medium, in das mythologische Erzählen zurückzuversetzen, wird hier versucht. [...] Was hier wiedererzählt wird, stammt aus verschiedenen Zeiten. Eine Kompilation der Bruchstücke auf einer fiktiven Ebene, als gehörten sie alle einer und derselben Zeit oder einer zeitlosen, statischen Antike an, war nicht die Absicht des Verfassers. Was er bietet, ist ein Mosaik, in der jedes Steinchen von dem anderen getrennt sitzt, ja noch beweglich ist«. Aus Kerényis Vorwort zu diesem Band: »Was ich glaubte vornehmen zu müssen, ist ein dezidiertes Vordringen zum Inhalt. Dies wurde getan [...] im Zusammenleben mit den Texten, angesichts der unerschöpflichen Werke der Vasenmalerei und der Kunst der Gräber - Orte des langen Nachlebens der Heroenverehrung -, nicht der Deutung, sondern der Atmosphäre wegen. Es galt dabei als Aufgabe, den überlieferten Stoff in einen Zustand der Belebung und Auflockerung zu bringen, aus dem die Gestalten der Heroen in ihren ursprünglichen Konturen wie von selbst hervortreten könnten. Dazu gab die Entwicklung der Kunst des Erzählens seit Virginia Woolf auch dem wissenschaftlichen Schriftsteller manche Ermutigung. Ein jeder Heros ist, mit seinem Kult zusammen betrachtet, ein Woolfscher Orlando, und manche Gleichungen zwischen Heroen und Gottheiten müssen ebenso in der Schwebe gelassen werden wie die mythologischen Selbstidentifizierungen des jungen Joseph Thomas Manns«. Aus dem Inhalt: Erstes Buch: Kadmos und Harmonia; Die thebanischen Dioskuren; Danaos und seine Töchter; Perseus; Tantalos; Pelops und Hippodameia; Salmoneus, Melanippe und Tyro; Sisyphos und Bellerophontes; Phrixos und Helle; Oidipus; Die spartanischen Dioskuren und ihre Vettern; Meleagros und Atalante. Zeites Buch: Herakles. Drittes Buch: Kekrops, Erechtheus und Theseus; Iason und Medeia; Orpheus und Eurydike; Tereus, Eumolpos und Kephalos; Amphiaraos und die Heroen des Thebanischen Krieges; Atreus und seine Dynastie; Das Vorspielzum Trojanischen Krieg; Die Heroen des Trojanischen Krieges; Iphigeneia und ihre Geschwister; Telephos; Protesilaos und Laodameia; Achilleus und der Ausklang des trojanischen Krieges. 451 Seiten mit zehn Stammbäumen und 80 Tafeln, Leinen (Karl Kerényi. Werke in Einzelausgaben/Klett-Cotta 1997)