Keiner kommt davon
Zeitgeschichte in der Literatur nach 1945. Hrsg. von Erhard H. Schütz und Wolfgang Hardtwig. In welchem Spannungsverhältnis stehen Literatur, Zeitgeschichte und Gedächtnis? 17 Beiträge zielen darauf ab, das Verhältnis von Gegenwartsliteratur zur Zeitgeschichte seit dem »Dritten Reich« systematisch und repräsentativ zu erkunden. Sie stellen nicht nur spezifische Aspekte dar, sondern reflektieren explizit auf die Spezifika der Literatur und ihre Situation im Spannungsfeld von Zeitgeschichte und Erinnerungs-/Gedächtnisdiskurs, aber auch in Relation zu massenmedialen Angeboten mit ihren melodramatischen Inszenierungen. Der Band fragt mithin nach den spezifischen Konstitutionsbedingungen von Literatur in ihrem Verhältnis zur Zeitgeschichte, dies mit dem Interesse, Literatur wie Zeitgeschichte aus der allzu selbstverständlichen Unterordnung unter den Gedächtnisdiskurs herauszunehmen und in ihnen das Moment größerer Zukunftsoffenheit herauszuarbeiten. Dazu werden die Leistungen spezifischer Genres befragt - (Auto)Biographik, »Aufbauromane«, dokumentaristische Formen, Familien- und transgenerationale Romane, Alternativgeschichten, aber auch Unterhaltungsliteratur. Zum anderen stehen exemplarische Autorinnen und Autoren im Fokus: Tanja Dückers, Christa Wolf, Kurt Drawert, Rainald Goetz, Günter Grass, Walter Kempowski, Michael Kleeberg, Alexander Kluge, Judith Kuckart, Ingo Schulze, Uwe Timm, Hans Ulrich Treichel, Martin Walser u.a. Zeitgeschichte wird dabei nicht auf lediglich die Frage nach dem Nationalsozialismus eng geführt, sondern es werden ebenso Stationen und Ereignisse danach, wie Flucht/Vertreibung, die Aufbaukampagnen in der SBZ/DDR, das Wirtschaftswunder, 1968 und die »RAF«, sowie die Wende in den Blick genommen. Der Band geht aus einer am Deutschen Literaturarchiv in Marbach durchgeführten gleichnamigen, »sehr konzentrierten und diskussionsfreudigen« (FAZ) Tagung im März 2007 hervorgegangen. Mit Beiträgen von Michael Braun, Elke Brüns, Raul Calzoni, Peter Fritzsche, Andy Hahnemann, Meike Herrmann, Steffen Martus, Helmut Moerchen, Erhard Schütz, Alexandra Tacke, Katja Stopka, Matthias Uecker, Thomas Wegmann, Marc Starzynski, Björn Weyand und Wolfgang Hardtwig. 287 Seiten mit 6 Abb., gebunden (Vandenhoeck & Ruprecht 2008) leichte Lagerspuren