Becher, Ulrich: "Ich lebe in der Apokalypse"
Briefe an die Eltern, 1917-1945. Vorwort von Martin Roda Becher. Hrsg. von Martin Roda Becher, Dieter Häner und Marina Sommer. Becher, 1910 geboren, war 1933 ein aufstrebender Schriftsteller, der aus Deutschland fliehen musste. Der Schwerpunkt der Edition liegt auf dem Exilbriefwechsel: ein bedeutendes Beispiel für die Briefkultur im Exil, für den Versuch, sich über die jeweiligen Probleme des Exils zu verständigen und sich aus der Ferne gegenseitig beizustehen. Die Briefe werden in Randglossen ausführlich kommentiert. Nicht aufgenommen wurden Briefe, in denen lediglich Urlaubseindrücke mitgeteilt werden.Der Exilbriefwechsel Ulrich Bechers mit seinen Eltern enthält einige wenige Briefe aus der Jugendzeit in Deutschland, der weit überwiegende Teil der Briefe erreichte die Eltern bereits aus dem Exil. Auch die Eltern, Richard und Elisa Becher, mußten, als Juden verfolgt, Deutschland verlassen und fanden schließlich in den USA ein Asyl. Dieser Briefwechsel ist ein bedeutendes Dokument der Briefkultur im Exil, der Versuch, über Meere und Grenzen hinweg den Zusammenhalt zu wahren, sich über die Fragen der Zeit und die Unzahl persönlicher Probleme des Exils zu verständigen und sich auch über große Entfernungen hinweg gegenseitig beizustehen. - Der aufstrebende Schriftsteller Ulrich Becher wird durch die Machteinsetzung Hitlers am 30. Jänner 1933 zu einem "Niemand". Er flieht aus Deutschland und durchstreift unstet das noch freie Europa. Das Exil macht ihn abhängig von den Zuwendungen des vermögenden Vaters. Erst nach und nach begreifen Eltern und Sohn die Situation: dass es nun ums nackte Überleben geht, nicht um eine literarische Karriere. Letztlich bleibt Becher und seiner Frau Dana, Tochter von Alexander Roda Roda, nur die Flucht nach Brasilien. 1944 gelingt die Weiteremigration nach New York. Hier schreibt er mit dem Wiener Schauspieler Peter Preses die tragische Posse "Der Bockerer". 1948 kehrte Becher zur Uraufführung des "Bockerer" nach Wien zurück. Er lebte in Österreich, Deutschland und der Schweiz, seit 1954 überwiegend in Basel. Dort verstarb Ulrich Becher am 15. April 1990. 303 Seiten mit 20 Abb., broschiert (Antifaschistische Literatur und Exilliteratur; Band 23/Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2012)