Empire in Crisis: Gothic invasions and roman historiography
Beiträge einer internationalen Tagung zu den Wiener Dexipp-Fragmenten (Dexippus Vindobonensis), Wien, 3.-6. Mai 2017. Hrsg. von Fritz Mitthof, Gunther Martin und Jana Grusková. Ausgehend von dem als Palimpsest überlieferten Fragment, das die Abwehrkämpfe Roms gegen die im 3. Jahrhundert einfallenden Gruppen - im Palimpsest als "Skythen" bezeichnet - beschreibt, widmen sich 28 Beiträge (neun davon englisch, zwei italienisch) dem Autor, seinem Werk, dem historiographischen Kontext und der Textentzifferung, vor allem aber den "Barbareneinfällen" als solchen. - Neben den Vorträgen der Wiener Konferenz wurden drei im Zusammenhang mit der Tagung entstandene Beiträge in den Band aufgenommen, sowie die Ergebnisse eines Colloquiums (Wien 2017) von Experten der griechischen Paläographie zum Wiener Dexipp-Palimpsest. - Bei den Fragmenten (bekannt als Scythica Vindobonensia bzw. aufgrund der inzwischen allgemein anerkannten Autorschaft Dexippus Vindobonensis) handelt sich um acht Seiten historischer Erzählung aus einem Geschichtswerk des dritten nachchristlichen Jahrhunderts, die sich als Palimpsest im Wiener Codex hist. gr. 73 fanden. Beschrieben werden hier Ereignisse aus den Abwehrkämpfen Roms gegen die um die Mitte des 3. Jahrhunderts von jenseits der Unteren Donau bzw. aus dem Raum nördlich des Schwarzen Meeres nach Südosteuropa einfallenden - hauptsächlich germanischen (darunter auch gotischen) - Gruppen, die in dem Palimpsest unter dem Namen "Skythen" subsumiert sind. Legitimerweise lässt sich dabei annehmen, dass die Textbruchstücke aus dem verlorenen Werk Skythika (Skythengeschichte) des zeitgenössischen Historikers Dexipp von Athen kommen. Dieser vor allem lokal verankerte Autor und politische Akteur beschreibt Mitte der 270er Jahre im Rückblick die prägenden Ereignisse des vorangegangenen Vierteljahrhunderts: die vielfachen Einfälle von Barbaren, vor allem auf den Balkan und in den griechischsprachigen Raum, die Versuche der Kaiser, der Situation Herr zu werden, sowie den Einsatz der zivilen Kräfte vor Ort. - Der Band gliedert sich im Wesentlichen in die folgenden thematischen Blöcke: Der erste Abschnitt widmet sich dem Autor und seinem Werk, der Gattung, in der er arbeitete; der nächste behandelt Probleme des historiographischen Kontexts, unter anderem das Verhältnis zur späteren Tradition; der letzte und umfangreichste Abschnitt befasst sich mit dem historischen Kontext und nimmt die Einfälle als solche in den Blick. Die Anhänge präsentieren den bisher publizierten, vorläufigen Stand der Textentzifferung, Abbildungen des Palimpsests, eine Bibliographie der Beiträge zu den neuen Fragmenten, wie auch neue Entzifferungsfortschritte im Vatikanischen Dexipp-Palimpsest im Codex Vat. gr. 73 (Excerpta de sententiis). Vorangestellt sind zusammenfassende paläographische Bemerkungen zum Wiener Palimpsest sowie die beiden Hauptreferate der Tagung, die einen exemplarischen Einblick in die Spannbreite der betroffenen Disziplinen geben, indem grundsätzliche Phänomene und Erkenntnisse in weiten diachronen Bögen erschlossen werden. IX,608 Seiten mit 22 meist farbigen Tafeln, broschiert (Tyche; Supplementband Nr. 12/Verlag Holzhausen 2020)