Kufferath, Philipp: Peter von Oertzen, 1924-2008
Eine politische und intellektuelle Biografie. Quellenstark und gut lesbar zeichnet der Band den Werdegang und die Prägungen des marxistischen Parteitheoretikers der SPD, politischen Netzwerkers, nonkonformistischen Politikwissenschaftlers und niedersächsischen Kultusministers nach und entfaltet zugleich ein Panorama der politischen und historischen Kontexte. "[...] eine außerordentlich lesenswerte Biografie [...]. Im Lebensweg von Oertzens kreuzen sich viele verschiedene Spannungslinien: zwischen Wissenschaft und Politik, zwischen linkssozialistischen Aufbruchshoffnungen und realpolitischer Ernüchterung sowie zwischen außerparlamentarischem Engagement und den Beschränkungen einer immer formalisierteren und unbeweglicheren Parteiendemokratie. Das Buch ist damit mehr als eine Biografie Peter von Oertzens. Es illustriert die zahlreichen Brüche und Wandlungen der (west-)deutschen Linken und ihrer Wirkungsmöglichkeiten in der Sozialdemokratie" (Felix Lieb in "Sehepunkte" 19,3). - Die Studie analysiert auf breiter Quellengrundlage von dem spannungsreichen Lebensweg des linken Reformisten, Marxisten und demokratischen Sozialisten und verortet ihn innerhalb politischer Netzwerke und intellektueller Bezugswelten. Auf diese Weise ergeben sich ungewöhnliche Einblicke in die Geschichte der Linken im 20. Jahrhundert. Aufgewachsen in Berlin zwischen preußischen Traditionen und konservativer Revolution, geprägt von Nationalsozialismus und Krieg, wandelte sich Peter von Oertzen nach 1945 zu einem linken Sozialisten und Marxisten. Parallel zu seiner Etablierung als Politikwissenschaftler in Niedersachsen lag sein politischer Fokus auf informellen Netzwerken, Zeitschriftenprojekten und gewerkschaftlicher Bildungsarbeit. Um 1968 rückte er in der SPD auf verantwortungsvolle Positionen vor. Der Landtagsabgeordnete, Bezirksvorsitzende und niedersächsische Kultusminister behauptete sich im Spannungsfeld von konservativer Opposition, außerparlamentarischer Kritik und Regierungsverantwortung. 20 Jahre vertrat er den linken Flügel im Parteivorstand. Als Vordenker sorgte er sich um den Zusammenhalt der Partei und begriff die Grünen früh als Dialogpartner. 2. Auflage. 797 Seiten mit 26 Tafeln, gebunden (Veröffentlichungen des Zeitgeschichtlichen Arbeitskreises Niedersachsen; Band 33/Wallstein Verlag 2018) leichte Lagerspuren