»Ein Aggregat von Bruchstücken«
Fragment und Fragmentarismus im Werk Friedrich Schillers. Hrsg. von Jörg Robert. Unter Mitarbeit von Marisa Irawan. Das Fragment ist ein zentrales Problem im Werk Friedrich Schillers. Die Anthropologie des 'ganzen Menschen' finden im Bruchstückhaften der modernen Existenz ihren Gegenpol. Entsprechend wird das 'in sich selbst Vollendete' zum utopischen Ideal einer unverfügbaren Totalität, der sich Mensch und Kunst sukzessive annähern sollen. Dem steht die manifeste Unvollendung zahlreicher Vorhaben gegenüber. Insbesondere die dramatischen Fragmente oder das Romanfragment "Der Geisterseher" bezeugen Schillers Offenheit für kulturelle, politische und ästhetische Fragen der Zeit, deren prinzipielle Aporien nicht mehr in (ab-)geschlossenen Formen bewältigt werden können. Der Sammelband, der zwölf Beiträge eines Workshops vom 12. bis 14. November 2009 im Kloster Bronnbach versammelt, untersucht Schillers hinterlassene Projekte und Fragmente im Lichte seiner Theorien des Fragments und des Fragmentarischen, die der frühromantischen Nobilitierung des Fragments zur ästhetischen Form spannungsvoll gegenüberstehen. Inhalt: J. Robert: "Ein Aggregat von Bruchstücken". Schillers Fragmente als 'fermenta cognitionis'. - H. R. Brittnacher: Hochstapler, Wechselbälger und Demagogen. Legitimitätskrisen und antiklassische Reflexe in Schillers Fragmenten. - K. Becker: Schwimmende Räume. Schillers "Schiff" und Goethes "Reise der Söhne Megaprazons". - K. Koukou: "Des Gottes schöne Trümmer". Zum anthropologischen Konzept der "Theosophie des Julius". - M. Springer: Allegorien im Guckkasten. Zu Schillers "Seestücken". - R. Borgards: "(Die Fortsezzung folgt)." Fragment und Serie in Schillers "Geisterseher". - J. Robert: Der Arzt als Detektik. Fieberwissen und Intrige im "Geisterseher". - R.-P. Janz: Natur und Kunst als Eideshelfer des Vollkommenen. - N. Immer: Beargwöhnte Bruchstücke. Schillers Profilierung idealistischer Dichtung. - W. Hinderer: Versuch über die Schreibweise der offenen Denkform: Anmerkungen zu Schillers "Philosophischen Briefen" und "Kallias, oder über die Schönheit". - A. Büssgen: Abbruch, Fragment, Scheitern? Schillers 'erster Versuch' über eine ästhetische Konstitution des Menschen. - M. C. Wilm: "Vestigia terrent". Schillers Apologie einer fragmentarischen Ästhetik. - D. Oschmann: Die Aporien des 'Ganzen'. VI,272 Seiten, broschiert (Königshausen & Neumann 2013) leichte Lagerspuren