Zabrana, Lilli/Serpil Ekrem/Nadia El-Shohoumi: Die altnubischen Dörfer Bâb und Al-Guwâni
Letzte Zeugen einer vergangenen Kultur. Mit einem Beitrag von Holger Kockelmann. Mit einem Vorwort von Irene Forstner-Müller. Das Projekt versteht sich als historisch-anthropologische Forschungsarbeit, welche die soziokulturelle Praxis von Kenuz-Nubiern in zwei verlassenen Dörfern südlich von Aswan in Oberägypten von etwa 1890-1933 nachzeichnet, die von Überflutungen als Folge eines Dammbaus geprägt ist. Diese regionale Mikrogeschichte soll sowohl einzelne Elemente dieser bestimmten Kultur aufzeigen sowie deren Beziehung untereinander als auch daraus ablesbare übergreifende Aussagen für die untersuchte soziale Gruppe in der genannten Zeitspanne formulieren. Die Untersuchung beruht auf drei Säulen: architektonischer Bauaufnahme, Untersuchung der materiellen Kultur und sozial-anthropologischen Feldstudien. Diese Siedlungen präsentieren den äußerst seltenen Fall einer sehr kurzen Nutzungsdauer in Kombination mit einer systematischen Aufgabe, ohne Überlagerung oder Störung durch spätere Nachnutzungsphasen. Die Prozesse, die mit dem Verhalten beim Verlassen von Siedlungen in Zusammenhang gebracht werden können, und daraus resultierende Muster materieller Hinterlassenschaften haben bis heute wenig Aufmerksamkeit erfahren und werden nur höchst selten im Rahmen archäologischer Befundinterpretationen berücksichtigt. In der Studie werden diese Formierungsprozesse sowie deren Transformation zu archäologischen Befunden am Beispiel der zwei verlassenen Dörfer thematisiert und mittels unterschiedlicher Forschungsstrategien aus Archäologie, Bauforschung und Sozialanthropologie evaluiert. Die Besonderheit der angewandten Projektkonzeption liegt neben der Dokumentation von Architektur und zugehörigem Fundinventar vor allem in der engen Zusammenarbeit mit den Nachkommen der DorfbewohnerInnen und anderen NubierInnen, die noch heute in der unmittelbaren Umgebung des betroffenen Gebiets leben und im Rahmen sozialanthropologischer Feldstudien in das Projekt eingebunden waren. Die Studie stellt einen wesentlichen Beitrag zur Diskussion um kulturelle Formierungsprozesse und deren kulturhistorische Lesbarkeit und Interpretation dar. 249 Seiten mit 26 meist farbigen Textabb. sowie 62 Farbtafeln, Großformat, gebunden (ÖAI - Österreichisches Archäologisches Institut. Sonderschriften; Band 57/Verlag Holzhausen 2019) leichte Lagerspuren