Dorka Moreno, Martin: Imitatio Alexandri?
Ähnlichkeitsrelationen zwischen Götter- sowie Heroenbildern und Porträts Alexanders des Großen in der griechisch-römischen Antike. Die Arbeit untersucht systematisch die ikonographischen Verflechtungen zwischen den Porträts Alexander des Großen und einzelnen Bildern von Göttern und Heroen im Hellenismus und der römischen Kaiserzeit und beleuchtet ihre Bedeutungen und kulturhistorischen Hintergründe. Die motivischen bzw. ikonographischen Eigenheiten der Alexander-Ikonographie, die Alexanders Porträts kennzeichnen, sind dabei die Elemente, welche die zu untersuchenden Relationen bestimmen: die langen Haare, die Bartlosigkeit, insbesondere aber das signifikante Haarmotiv über der Stirn, die Anastolé. "Gleichsam im Sinne einer Geschichte dieser Einzelmotive ist es das hauptsächliche Ziel, zu klären, in wie fern das Herrschermodell Alexanders des Großen in seiner visuellen Ausprägung in Bildern einzelner Götter und Heroen rezipiert wurde, indem in diese Darstellungen die relevanten Bildformeln der Ikonographie Alexanders aufgenommen wurden, und ob und wie nachhaltig sich dadurch die Ikonographie der divinen bzw. heroischen Darstellungen veränderte. Dabei gerät auch in den Blick in wie fern - sozusagen rückwirkend - die Herrscherrepräsentation Alexanders durch diese Rezeptionsprozesse heroisch bzw. divin konnotiert wurde. Im Fokus stehen die formal-ästhetische Klassifizierung des Phänomens, die Erforschung der damit verbundenen Bedeutungen und die Diskussion der im weitesten Sinne kulturellen sowie historischen Zusammenhänge, die sich aus der und für die Analyse der Ähnlichkeitsrelationen ergeben" (aus der Einleitung). - Die antiken Bildnisse Alexanders des Großen machen einen "heißen Kern" der klassisch-archäologischen Porträtforschung aus. Allerdings fehlen bisher systematische Studien zur ihrer Rezeptionsgeschichte. Ungeachtet dieser Voraussetzung, stellt das Postulat einer intensiven Rezeption bzw. Imitation der Alexander-Ikonographie in den unterschiedlichsten Bildwerken der antiken Kunst, insbesondere aber in Bildern von Göttern und mythischen Heroen eine axiomatisch wiederholte Annahme in der Fachliteratur dar. Diese Arbeit untersucht die Ähnlichkeitsrelationen, d. h. die ikonographischen Verflechtungen zwischen den Porträts Alexander des Großen und einzelnen Bildern von Göttern und Heroen [wie Helios, Achill und Herakles] erstmals systematisch und versucht, ihre Bedeutungen und kulturhistorischen Hintergründe zu erfassen. Dabei wird u. a. in Frage gestellt, inwiefern sich das in der Forschung gebrauchte Begriffspaar der Imitatio Alexandri, das eine intentionelle Referenz auf Alexander impliziert, überhaupt zur Bestimmung der relevanten Zusammenhänge eignet. Der "Imitation" als normativer Art der Bezugnahme und ihrem eindeutigen Bezugspunkt "Alexander", werden in der Analyse verschiedene interikonische Referenzierungsformen entgegengesetzt, die sich in ihrer Deutlichkeit qualitativ unterscheiden. Dadurch wird es möglich, die Rezeption der Alexander-Ikonographie bzw. ihre Intensität neu zu bestimmen. 248 Seiten mit 137 Abb., Großformat, gebunden (Tübinger Archäologische Forschungen; Band 29/Verlag Marie Leidorf 2019) leichte Lagerspuren