Wunderlich, Werner: Impera et canta

Mozarts Fürsten und Herren - Politik und Gesellschaft auf der Opernbühne. Im Mittelpunkt stehen Mozarts Opernfiguren, die aufgrund ihrer politischsozial privilegierten Stellung im Medium des Gesangs ihre Umwelt beherrschen wollen. Ihre politischsozial privilegierte Stellung ist die Voraussetzung für ihren Willen und ihr Verhalten, die sie im Medium des Gesangs artikulieren. Die aus der Bibel sowie Dramen und Erzählungen des 17. und 18. Jahrhunderts entnommenen Figuren bilden zwar keine historischen Personen ab, geben jedoch durch Mozarts Darstellung Hinweise auf gesellschaftliche und politische Veränderungen in der Zeit des Komponisten: Eingespannt in den Kontext von Aufklärung und Absolutismus agieren die Charaktere als despotische Potentaten, aristokratische Herren oder als edle, tolerante und liebende Fürsten, die um Gerechtigkeit und Ordnung bemüht sind. Ihnen allen gemein ist die privilegierte Stellung in der Gesellschaft als Voraussetzung für ihre Persönlichkeit, die sie im Medium des Gesangs artikulieren. Aus der Bibel stammen Ozìa und Achior (»La Betualia liberata«). Tamino, Sarastro und die Königin der Nacht sind ursprünglich Figuren märchenhafter Erzählliteratur, während Thamos (»Thamos, König in Ägypten«) eine Dramenfigur und Sultan Soliman (»Zaide«) ein dem Genre der Türkenstücke entnommener Typus des orientalischen Despoten ist. Gleichsam der aufgeklärte Gegenentwurf zu letzterem ist Bassa Selim (»Die Entführung aus dem Serail«). Neben diesen eigentlichen Herrschern treten in Mozarts Opern auch große Herren auf: Conte Almaviva (»Le nozze di Figaro«) und Don Giovanni, Don Cassandro und Don Polidoro (»La finta semplice«), Don Anchise und Contino Belfiore (»La finta giardiniera«) oder auch Don Alfonso (»Così fan tutte«). Es sind im wahrsten Sinne des Wortes herrische Vertreter einer privilegierten Schicht, die ihre Umwelt beherrschen wollen. 198 Seiten, gebunden (Kleine politische Schriften; Band 18/Wallstein Verlag 2011)