Huber, Albrecht: Philosophische Topographie Athens
Platons Akademie und der Kerameikos als Wiedererinnerung homerischer Mythophilosophie. Der Autor betrachtet die Topographie des Athener Kerameikos als eine "Realsymbolisierung" der platonischen Philosophie, indem er herausarbeitet, dass in der Topographie des antiken Stadtkörpers das dialektische Verhältnis von empirischer Realität und Idee (in einer Art von "ideeller Realität") zur Aufhebung gelangt. Aus dem Inhalt: A: Akademos: Platons Anamnesis homerischer Mythophilosophie und das philosophische Prozessfeld des Kerameikos. - B: Telesterion-Anaktoron: Der Erfahrungsweg zum Mysterion. C: Die Bresche im Zirkel: Apollonoetik. - Agora. Am Reigen der Orchestra: Dialektisches Brevier. -- Die Studie sucht den Gründungsgrund der Akademie und den Zielgedanken der platonischen Philosophie in der Topographie des Athener Kerameikos. Der Ausgangpunkt der Akademie und die dromologische Prozessbahn zur Agora wird neben der konvergierenden Heiligen Straße von Eleusis zu einer empirischen Führungsfigur zum Ziel dialektischer wie epoptischer Schau. Die platonische Idee lässt sich in der Realität der Topographie sinnlich nachvollziehen. Das Feld dieser Erkennbarkeit besitzt dabei in den mythophilosophischen Urkunden von Ilias und Odyssee ihr Urbild. Die homerischen Epen werden als "sinnliche Philosophie" ermessen, als derjenige mythophilosophische Grund, dem die sokratisch-platonische Aufklärung, ihn anamnetisch-begrifflich erneuernd, aufruht. Homer bzw. die homerische Institution selbst, deren erstmaliger Ausweis der alphabetischen Schrift mit dem Sinngehalt der mythographischen Epen zusammenfällt, fußen als in poiesis gemünzte Mysterienprozessualität auf dem noetos topos Mykene, dem genuinen Entstehungsgrund des Uralphabets. - Die alphabetische Schrift ist im "zeichnenden Zeichen" Mykenes verankert. Platonische Philosophie wird auf die angezielte "allerkürzeste Form" dieses realsymbolischen Zeichens verpflichtet; sie ist "geschriebene Lehre", da ihr ideeller Zielpunkt in den Dialogen beständig aufleuchtet. Epistemologisch wird der Wechsel von der Hermeneutik zur Apollonoetik vollzogen. In der Gattung der Abbreviatur erwachsen "plötzliche" Durchsichten auf das Urbild und das Zielzentrum der Philosophie, daran wir unmittelbar und - durch Pläne und Ansichten gestützt - augenblicklich teilzuhaben vermögen. 344 Seiten mit 32 Abb., broschiert (Philosophische Texte und Studien; Band 98/Olms Verlag 2008)