
Flucht, Exil und Migration in der Literatur
Syrische und deutsche Perspektiven. Hrsg. [und eingeleitet] von Stephanie Bremerich, Dieter Burdorf und Abdalla Eldimagh. Zwölf Beiträge untersuchen Flucht, Exil und Migration sowohl in literaturgeschichtlich vergleichender Perspektive (etwa bei Hugo Ball, Remarque und Brecht) als auch im Kontext aktueller medialer und kultureller Fragestellungen. - Mit Blick auf die aktuellen Ereignisse sind Flucht, Exil und Migration nicht mehr nur (literatur-)historische Phänomene - wurde doch 'Exilliteratur' jahrzehntelang meist auf die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft und des Zweiten Weltkrieges bezogen -, sondern Themen von unmittelbarer Brisanz und akuter Gegenwärtigkeit. Für syrische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sie auch Teil der eigenen Lebenswirklichkeit. Diese beiden Aspekte miteinander zu verbinden ist das Ziel des Bandes, in dem syrische und deutsche Germanistinnen und Germanisten in einen Dialog eintreten. Wenn sich Schicksale der fiktionalen Literatur mit lebendigen Biographien verbinden, sind Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte von erschütternder Aktualität. Nicht zuletzt diese Spannungen und die persönliche Involviertheit haben sich als konstruktiv und bereichernd für den Austausch zwischen syrischen und deutschen Germanistinnen und Germanisten erwiesen. Wie liest man als geflüchtete Person Texte über Flucht? Wie redet und schreibt man im Exil über das Exil? Welche Perspektiven eröffnen literarische Texte auf tagesaktuelle gesellschaftspolitische Debatten? Fallstudien widmen sich den Themen Flucht und Exil etwa bei Hugo Ball, Erich Maria Remarque und Bertolt Brecht, aber auch in der palästinensischen Literatur und im Roman der Gegenwart. - Aus dem Inhalt: Stephanie Bremerich/Dieter Burdorf/Abdalla Eldimagh: Flucht, Exil und Migration in der Literatur - syrische und deutsche Perspektiven. Zur Einleitung. - Adel Karasholi: In der Fremde Daheim. - Ulrike Stamm: Versionen von Mobilität. Nomaden, Forschungsreisende, Überläufer im 19. Jahrhundert. - Saskia Thieme: Der 'kranke Übermensch'. Die Dialektik der Assimilation in Arnold Zweigs "Aufzeichnungen über eine Familie Klopfer". - Stephanie Bremerich: "Man muss sich verlieren, wenn man sich finden will." Hugo Balls Flucht aus der Zeit. - Irmela von der Lühe: Vom "Herzasthma des Exils". Flucht und Emigration in der deutschsprachigen Literatur nach 1933. - Markus Wiegandt: Standpunkte. Brechts Auseinandersetzung mit dem Exil. - Emad Alali: Die Literatur als Forum der menschlichen Klage. Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" und Ghassan Kanafanis "Männer in der Sonne". - Luna Amer: Heimat, Identität und Migration in Erich Maria Remarques Romanen "Die Nacht von Lissabon" und "Schatten im Paradies". - Eckehard Czucka: Fuga furiosa als Thema und Darstellung. Narrative der Flucht und des Exils im 19. und 20. Jahrhundert - mit einer Fallstudie zu Walter Kempowskis "Echolot". - Leonhard Herrmann: Ohne Orte - ohne Worte. Das Engagement der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur in der Debatte um "Neue Kriege", Flucht und Migration. - Henrike Hahn: Krieg, Flucht und Migration in aktuellen Bilderbüchern und Graphic Novels. - Abdalla Eldimagh: Die massenmediale Repräsentation des Fluchtphänomens. Eine neue Ära des europäischen Imperialismus? - 271 Seiten, gebunden (Quintus-Verlag 2018) leichte Lagerspuren