Crimmitschauer Villen erzählen Geschichte
Hrsg. von Rita Müller. Mit einem Vorwort von Andrea Riedel und Holm Günther. Mit diesem Band in der Reihe INDUSTRIEarchäologie wird der Blick nicht nur auf die Stadt Crimmitschau und ihre Villen gerichtet, sondern neben den ökonomischen auch auf die sozialen, kulturellen und baulichen Entwicklungen in der Stadt und der Region. Mit der Tuchfabrik Gebr. Pfau ist eine der wenigen noch vorhandenen Crimmitschauer Textilfabriken als technisches Denkmal erhalten geblieben. Im Jahr 1880 gab es in Crimmitschau 40 Volltuchfabriken, 16 Vigognespinnereien, fünf Färbereien und zwei Baumwollzwirnereien. Schon auf der Grundlage dieser Aufzählungen wird die textile Affinität der Stadt Crimmitschau spürbar. Diese Affinität gilt es auch weiterhin im Rahmen der Industriekultur in der Stadt Crimmitschau zu erhalten. Die Pfausche Tuchfabrik und insbesondere ihre in situ erhaltenen Gebäude, technischen Anlagen und Maschinen sind ein herausragendes sowie in ihrem Umfang und Erhaltungszustand einzigartiges Zeugnis der Textilindustrie des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der Antrag zur Tentativliste umfasste nicht nur die Wirtschafts- und Baugeschichte der Tuchfabrik, sondern auch den Blick auf den Arbeitsalltag und die Arbeitskultur der Industriearbeiter(innen) in einem Crimmitschauer Textilunternehmen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang steht der Crimmitschauer Textilarbeiterstreik, der erste politisch orientierte Massenstreik im Deutschen Kaiserreich. Die Villen der Stadt Crimmitschau sind ebenfalls eine Art Zeitkapsel, allerdings mit keinerlei kontinuierlicher Entwicklung, sondern mit vielen Brüchen und Umbrüchen unter den wechselnden gesellschaftlichen Systemen. Ausgehend von der Gründerzeit nahmen viele Crimmitschauer Unternehmen/r einen explosionsartigen Aufstieg. Ausdruck des erworbenen Wohlstandes waren auch die Villen, welche sich vor allem an den Westrand der Stadt schmiegten. Bei den Villen sind es nicht nur die Blicke auf den Baustil oder das Interieur, sondern die Blicke auf ihre Besitzer im Wandel der Zeiten. Mit dem Bau der Villen setzte jeder Bauherr, jeder Unternehmer ein Zeichen. Jede Villa birgt ein Familiengeheimnis, noch nicht alle sind ergründet. Bedingt durch politische Systemwechsel hatten die Villen im Laufe der Zeit sehr unterschiedliche Funktionen. Ob Wohnhaus, Kindergärten, Sternwarte - jede Villa hat ihre eigene Geschichte und Geschichten. Crimmitschauer Villen erzählen Geschichte verkörpern in sich Tradition und Vision. Zum einen stehen die Villen in der Reihe der textilen Tradition der Stadt. Zum anderen öffnen sie den Blick für Visionen der einstigen stolzen Crimmitschauer Textilindustrie. Dieser Blick geht in Richtung der Stärkung und des Ausbaus der Tuchfabrik Gebr. Pfau, von einem technischen Denkmal mit musealem Charakter zu einem attraktiven Museum als auch in Richtung der positiven Entwicklung der Stadt Crimmitschau und ihrer Unternehmen. 158 Seiten mit zahlreichen Farb- und s/w-Abb., broschiert (Industriearchäologie; Band 13/mdv Mitteldeutscher Verlag 2013) leichte Lagerspuren