Böschenstein, Bernhard: Die Sprengkraft der Miniatur
Zur Kurzprosa Robert Walsers, Kafkas, Musils, mit einer antithetischen Eröffnung zu Thomas Mann. Der Band versammelt 13 Aufsätze, verstreut veröffentlicht in den Jahren 1973 bis 2009, die sich als Einführung in eine Sammlung geglückter Beispiele der deutschsprachigen, in Prosa vermittelten Moderne lesen lassen. Den Anfang bildet Thomas Mann mit zwei Werken gemeisterter Untergänge, die, auf sehr ungleiche Weise, von Nietzsche-Bezügen dominiert werden: 'Der Tod in Venedig' und 'Doktor Faustus'. Als thematisch zugehörige Ergänzung zur Interpretation des Todes in Venedig soll auch die Ausstrahlung Winckelmanns auf die deutsche Literatur bis zur Erzählung Thomas Manns verfolgt werden. Die antithetische Nachbarschaft zum Folgenden lässt die bildungsgesättigten klassizistischen und historisierenden Perspektiven Thomas Manns hervortreten. Der Kontrast zur reflektierten Lässigkeit Robert Walsers ist gewollt. Dessen Bezug zu anderer, älterer Literatur will musealer Tradition entgegenarbeiten. In diesem Zusammenhang wird der von Walser geliebte Wutz zusätzlich in einer eigenen Studie behandelt. Kafkas 'Elf Söhne' werden in einem literarischen Eigenkommentar vorgestellt. Von hier gelangt der Leser zu Texten des mittleren und späten Musil, die zuerst zu Rilke und zu Thomas Mann führen, ehe im Nachlass zu Lebzeiten und in den späten Tagebüchern die einsame Abwehr der barbarisch werdenden Gegenwart sich behauptet. Aus dem Inhalt: Thomas Mann: Exzentrische Polarität. Zum "Tod in Venedig". - Apoll und seine Schatten. Winckelmann in der deutschen Dichtung der beiden Jahrhundertwenden. - Ernst Bertrams "Nietzsche" - eine Quelle für Thomas Manns "Doktor Faustus". - Zu Robert Walsers Dichterporträts. - Anmerkungen zur Metaphorik in Jean Pauls "Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal". Elemente zu einem Kommentar. - Theatralische Miniaturen. Zur frühen Prosa Robert Walsers. - Herakles im Treppenhaus. Zum vierten Band von Robert Walsers "Mikrogrammen". - Nah und fern zugleich: Franz Kafkas "Betrachtung" und Robert Walsers Berliner Skizzen. - Franz Kafka: "Elf Söhne". - Musils "Rede zur Rilke-Feier". - Extreme Landschaften bei Musil und Thomas Mann. - Die Zeit als Entlarverin falscher Gefühle in den "Unfreundlichen Betrachtungen" im "Nachlass zu Lebzeiten". - Der späteste Musil. Zu seinen Reflexionen und Reaktionen in den Tagebüchern. 234 Seiten, gebunden (Germanistische Texte und Studien; Band 91/Olms Verlag 2013)